Trauerfeier nein, Ermittlungen ja

Auch nach seinem Tod sorgt Jürgen Möllemann für Aufregung: Medienberichte über international geschobene Millionenbeträge alarmieren die Staatsanwaltschaft

BERLIN dpa/ap ■ Die SPD schließt nicht aus, die Geschäfte des verstorbenen Politikers Jürgen Möllemann von einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss durchleuchten zu lassen. „Das hängt davon ab, inwieweit die Staatsanwaltschaft zu Ergebnissen kommt“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Volker Neumann gestern auf Anfrage.

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft kündigte gestern an, die Medienberichte über angebliche Möllemann-Millionen in Liechtenstein und Luxemburg zu untersuchen. So berichtet der Stern heute erneut über den Export von „Fuchs“-Spürpanzern nach Saudi-Arabien im Jahre 1991. Nach dem Deal habe die Curl AG 3,9 Millionen Schweizer Franken (rund 2,5 Millionen Euro) an Möllemanns Firma WebTec überwiesen. Die Zeit berichtet weiter, zwischen 1993 und 1997 seien auf seinem Konto in Luxemburg 8,95 Millionen Euro eingegangen. Von diesem Geld habe Möllemann im vergangenen Jahr auch sein umstrittenes Wahlkampf-Flugblatt finanziert.

„Wir wissen von Geldbewegungen in Millionenhöhe zwischen Luxemburg, Liechtenstein und der Firma WebTec“, bestätigte der Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken. Dennoch könne es Monate dauern, bis die Ermittler an die Unterlagen kämen. In Liechtenstein seien die Papiere momentan nach einer Intervention der Curl AG versiegelt.

Bei der Klärung der Frage, ob Möllemann den Freitod gesucht habe oder doch Opfer eines Unfalls wurde, wird inzwischen die Fallschirmtechnik überprüft. Ein GSG-9-Experte hat sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits am Wochenende beim Hersteller Airtec die Daten des Sicherheitssystems geben lassen. Gespeichert würden dort Angaben über die Einstellungen des Systems wie beispielsweise die eingestellte Flughöhe für die Auslösung des Reserveschirms. Erst wenn dieses Puzzle zusammengelegt sei, könne geklärt werden, ob Möllemann das Sicherheitssystem „Cypres“ eingeschaltet hatte oder nicht. Einen technischen Defekt halten Experten indes für sehr unwahrscheinlich.

Sicher ist, dass es im nordrhein-westfälischen Landtag keine Trauerfeier für Möllemann geben wird. Allerdings wolle der Präsident die Abgeordneten in der nächsten Plenarsitzung am 2. Juli zu einer Schweigeminute für den ehemaligen Kollegen aufrufen, sagte ein Sprecher gestern. Auch die FDP-Fraktion, von der sich Möllemann im März im Streit trennte, will mit Blick auf die Gefühle seiner Familie keine offizielle Trauerfeier beantragen. Die Frage, ob es einen Staatsakt für Möllemann gibt, war gestern Nachmittag noch offen.