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Archiv-Artikel

„Ein Thema aller“

Der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel nennt die Einigung von Warschau „bedeutend“ und stellt sich ein offenes Netzwerk vor

taz: Herr Schlögel, die deutsche Kulturstaatsministerin Christina Weiss, ihr polnischer Kollege Waldemar Dabrowski und die Kulturminister aus Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Österreich haben in Warschau ein europäisches Netzwerk gegen Vertreibung auf den Weg gebracht. Ist das das Ende der Diskussion um ein Berliner Zentrum gegen Vertreibung?

Karl Schlögel: Das ist wirklich eine sehr bedeutende Entscheidung. Ich hoffe, dass das ein Durchbruch ist. Das geplante Zentrum von Frau Steinbach war eine Initiative, die sich von Anfang an nicht auf einen europäischen Kontext eingelassen hat. Ich wünsche mir, dass man nun aus dieser unseligen Fixierung auf ein solches Zentrum in Berlin herauskommt.

Welche Impulse würden von einem europäischen Netzwerk ausgehen?

Es gibt bereits seit anderthalb Jahren einer sehr intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Initiativen aus verschiedenen Ländern. Die kann nun intensiviert werden und noch mehr Konturen annehmen. Die Arbeiten können zusammengebracht und an verschiedenen Orten ausgestellt werden.

Wie würde sich Ihr Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte an diesem Netzwerk beteiligen können?

Wir möchten erstens eine Anlaufstelle sein, zweitens die Initiative an andere weitergeben, vor allem aber wollen wir das Netzwerk mit der Forschung verbinden.

Sie selbst waren dafür, das Deutsche Historische Museum stärker zu beteiligen. Warum?

Weil es kein Thema nur der Vertriebenen ist, sondern aller Deutschen und weil sich hier genügend Expertise findet. Das Netzwerk ist aber für viele Formen offen. INTERVIEW: UWE RADA