: Weniger Schiffe auf mehr Kanal
Der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals für 410 Millionen Euro beginnt trotz Wirtschaftskrise. Nach Rekord im ersten Halbjahr 2008 wurden im November erstmals Rückgänge verzeichnet. Doch der Aufschwung kommt bestimmt
Die magische Marke soll erreicht worden sein. Mit einem Transportvolumen von wahrscheinlich mehr als 100 Millionen Tonnen wurde im Jahr 2008 auf dem Nord-Ostsee-Kanal ein Rekord aufgestellt und erstmals die „Schallmauer“ durchbrochen. Der Trend jedoch ist negativ. Wegen der weltweit schwächelnden Wirtschaft sei kurzfristig mit Rückgängen zu rechnen, heißt es bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord des Bundes in Kiel. Dennoch soll der Kanal möglichst noch in diesem Jahr ausgebaut werden.
Im Mai hatte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) angekündigt, den 100 Kilometer langen Wasserweg für rund 410 Millionen Euro auszubauen. Dies sei die Voraussetzungen dafür, „dass Schiffe mit einer Länge von 280 Metern und einer Breite von33 Metern den Nord-Ostsee-Kanal durchgängig befahren können“, sagte Tiefensee.
Die gesamte Fahrrinne auf der weltweit meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße zwischen Kiel und Brunsbüttel solle um einen Meter auf 12 Meter vertieft werden, der maximale Tiefgang auf 10,50 Meter. Zudem sollen bei Kiel drei verhältnismäßig enge Kurven begradigt werden, in Brunsbüttel an der Elbe wird eine dritte Schleuse gebaut.
Die Vertiefung der 20 Kilometer langen Oststrecke ab Kiel wird bereits vorbereitet und kostet 140 Millionen Euro. Für den Vollausbau des Kanals kommen nun laut Tiefensee 280 Millionen Euro hinzu. Das Gesamtvorhaben könnte 2018 abgeschlossen werden. „Wir setzen damit ein klares Zeichen für die deutschen Seehäfen an Nord- und Ostsee“, hatte Tiefensee vor acht Monaten gesagt: „Wir stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt in Deutschland und weltweit.“
Da war der Kanal noch auf Rekordkurs. Im ersten Halbjahr 2008 stieg der Zahl der Schiffe um etwa drei Prozent auf 22.153, die Ladung um fast zwölf Prozent auf 55,5 Millionen Tonnen. Der Einbruch kam im November: 10,9 Prozent weniger Schiffe und 6,85 Prozent weniger Ladung. Die 2007 beförderten 99,6 Millionen Tonnen waren da aber schon fast erreicht, das Übertreffen der 100er Marke wird in wenigen Tagen offiziell errechnet werden. Am Ausbau des Kanals wird dennoch festgehalten. Denn der nächste Aufschwung kommt bestimmt. SVEN-MICHAEL VEIT