: Der Tag X
Lesung „Fünf Tage im Juni“ im Staatsratsgebäude
Alles nur noch 17. Juni. Solche Erinnerungsrundfahrten zu einem 50. Jahrestag haben ja ihre Berechtigung. Fast aber will man bei der aktuellen Rundumbefeuerung meinen, dass hier unbedingt noch einmal ein Gründungsmythos der deutschen Nation zementiert werden muss. Was die eine Sache ist. In der anderen Hand hält man jedoch einfach noch historisches Material, dem man in erneuter Lektüre etwas abgewinnen kann. Wobei etwa Stefan Heyms Roman „Fünf Tage im Juni“ vor allem auch wegen seiner Rezeptionsgeschichte interessant ist. An die Arbeit machte sich der Schriftsteller unmittelbar nach dem Aufstand. 1959 schloss er das Manuskript unter dem Titel „Der Tag X“ ab. Die Veröffentlichung wurde in der DDR natürlich verboten. Trotzdem zirkulierte das Buch unter der Hand. Anfang der Siebziger arbeitete Heym den Roman noch einmal komplett um, die Neufassung „Fünf Tage im Juni“ erschien im Westen und wurde wieder in den Osten geschmuggelt. In einer szenischen Lesung mit Schauspielerprominenz wie Hanns Zischler und Boris Aljinovic wird nun Heyms Romanschilderung des 17. Juni hübscherweise im ehemaligen Staatsratsgebäude am Schlossplatz präsentiert. Vor den Aufführungen kann man sich dabei jeweils um 19 Uhr durch das Haus führen lassen.