: Deutsche Meister im Puschelschwingen
Hinter der gestylten, stets gut gelaunten Fassade der Cheerleaderinnen des Alba Berlin Danceteams stecken hart trainierende Sportlerinnen. Bei der Cheerleading-Weltmeisterschaft im April starten 12 Alba-Frauen für Deutschland
Ihre Aufgaben bei Heimspielen von Basketball-Bundesligist Alba Berlin lauten vor allem: animieren und unterhalten. Dabei tanzen die Cheerleaderinnen des Alba Berlin Danceteams anspruchsvolle und ausgeklügelte Choreografien. Die meisten der jungen Frauen haben eine lange tanzsportliche Vergangenheit, einige kommen gar aus dem Leistungssport, vom Turnen oder der Rhythmischen Sportgymnastik.
Die Besten des Landes
Gerade weil es „leicht aussehen soll“, wie Trainerin Anke Schönfelder, 33, erzählt, fällt es mitunter schwer, zu erahnen, wie viel harte Arbeit die Tänzerinnen wirklich leisten. Schönfelder ist seit der Gründung des Alba Danceteams im Jahr 1995 dabei. Bis zum Ende der vorigen Saison war sie noch selbst als Tänzerin aktiv: „Das hat alles eher mit Jane-Fonda-Aerobic angefangen. Unsere Übungsleiterinnen kamen damals auch noch aus dem Fitness-Bereich, hatten keine Erfahrung mit Cheerleading oder Cheerdance.“ Seit 2002 trainiert sie das Danceteam und entwirft den Großteil der Choreografien. Zudem koordiniert und plant Schönfelder, in ihrer Funktion als Abteilungsleiterin, das Training sowie die Auftritte, auch der verschiedenen Nachwuchsteams.
Wie gut ihre Arbeit und die Leistung der Tänzerinnen sind, lässt sich nicht unbedingt anhand der Zuschauerresonanz bei den Alba-Spielen messen. Schon eher an den fünf deutschen Meistertiteln, die die Abteilung im vorigen Jahr errang. Sowohl in den drei Kategorien Jazz, HipHop und Pom als auch in den beiden Nachwuchs-Klassen bis sechzehn beziehungsweise elf Jahren sind die Alba-Cheerleader die Besten des Landes. Ende April vertreten zwölf Mädchen Alba und Deutschland bei den Cheerleading-Weltmeisterschaften in Orlando, Florida.
In der Regel trainiert die insgesamt 25 Frauen große Gruppe dreimal pro Woche, jeweils drei Stunden. Meistens für vier oder fünf Time-outs – also einminütige Tanzeinlagen in den Spielunterbrechungen bei den Heimspielen von Basketball-Bundesligist Alba Berlin. Das Training ist dabei eine ganzheitliche Angelegenheit, mit Kraft-, Lauf- und Sprungtraining, turnerischen Koordinations- und Dehnübungen, akrobatischen Techniken und tänzerisch einstudierten Choreografien. Und die Vorbereitung ist hochprofessionell. Bis zu vier Stunden vor einem Spiel trifft sich das Danceteam zur so genannten Stellprobe.
Mit lauter schriller Stimme gibt die 22-jährige Patrizia Berté die Anweisungen. Die Jura-Studentin kommt ursprünglich vom Ballett, tanzte zehn Jahre lang im Friedrichstadtpalast. Beim Alba Danceteam tanzt Patrizia nun bereits in der sechsten Saison: „Wir haben derzeit ein Repertoire von fünfzig bis sechzig Songs. Für Meisterschaften lernen wir aber auch während der Saison noch mal neue Choreografien, zumal dort mehr auf die technische Ausführung geachtet wird.“ Berté vertritt seit einem halben Jahr Schönfelder, die sich eine Auszeit für ihr Studium der Germanistik und Afrikanistik genommen hat.
Vortanzen beim Casting
Ebenso wie die beiden „Routiniers“ ist auch Natalie Mosblech schon lange tänzerisch bei Alba aktiv. Dabei ist sie gerade mal 20 Jahre alt. Die angehende Physiotherapeutin wechselte mit zehn Jahren vom Jazztanz zusammen mit einer Freundin zu den Albambinis und hat dann die komplette Jugendabteilung durchlaufen. Damit konnte sich Mosblech Schritt für Schritt an die großen Auftritte gewöhnen.
Anders war es bei der 19-jährigen Katharina Wolf. Sie ist quasi Quereinsteigerin und noch ganz neu beim Cheerleading. Im vorigen Sommer folgte sie dem Lockruf einer Freundin und bewarb sich für das Casting: 40 junge Tänzerinnen meldeten sich. Nach einer Vorauswahl und drei harten Probewochen wurden schließlich sieben neue Tänzerinnen ausgewählt: „Man muss anfangs vor allem zeigen, dass man sich gut und schnell entwickelt“, erzählt Wolf euphorisch, „für mich war vieles neu, vor allem die Ballett-Elemente. Meine Beine konnte ich gerade mal im Winkel von dreißig Grad dehnen, heute schaffe ich nahezu den Spagat.“ Leichter tat sich die junge Architekturstudentin mit den Choreografien, was auch an ihrer Vergangenheit als Hip-Hop-Tänzerin liegen mag.
Anfang Dezember wurde Katharina erstmals bei einem Heimspiel von Alba Berlin eingesetzt und ist nun regelmäßig dabei: „Ich bin vor dem ersten Auftritt überraschend ruhig gewesen. Die Aufregung und der Auftritt vor großem Publikum hat mich eher süchtig gemacht als eingeschüchtert.“ JOHN HENNIG