: Reich, dick, traurig
Der weltweite Trend zu immer mehr Besitz belastet nicht nur die Umwelt. Er macht vor allem krank und einsam
BERLIN epd ■ „Konsum ist für ein Viertel der Weltbevölkerung zu einer Selbstverständlichkeit geworden“, sagte der Forschungsdirektor des Washingtoner Worldwatch-Instituts Gary Gardner gestern, als er den Bericht „Zur Lage der Welt 2004 – Die Welt des Konsums“ vorstellte. Nicht nur in den reichen Industriestaaten, sondern auch in Schwellenländern wie China und Indien wachse die „Konsumentenklasse“ rapide. Nur in Afrika südlich der Sahara sei der Konsum in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 20 Prozent zurückgegangen. Nach wie vor müssen knapp drei Milliarden Menschen um ihre Existenz bangen.
Der Lebensstil der Reichen und relativ gut Verdienenden hat noch andere Konsequenzen. Neben der systematischen Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen wirkt sich der Konsum auch sozial und gesundheitlich aus: „65 Prozent aller US-Amerikaner sind stark übergewichtig, und der Anteil in anderen Ländern wächst“, sagte Gardner. Immer mehr Menschen verschuldeten sich – ihre Freundschaften sowie Familienstrukturen zerbrächen.
„Ein neues Konsummodell ist möglich und machbar“, so Gardner. Dazu sei es nötig, dass die Regierungen aller Länder eine ökologische Steuerreform verabschieden. Außerdem seien Verpackungsgesetze sowie ein stärkerer Einsatz für qualitativ hochwertige, langlebige Produkte nötig. Auch müsse es zu einer neuen Verbraucherethik kommen. Es müsse künftig mehr um das persönliche Wohlbefinden statt um Wohlstand gehen. Gardner: „Wir müssen uns alle fragen, wann habe ich genug, und was sind meine Bedürfnisse?“
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Reinhard Loske, lobte die Empfehlungen der Studie. „Der Worldwatch-Bericht zeigt, dass unser Lebensstil auf Kosten anderer geht“, sagte er. In Deutschland setze sich die Regierung seit geraumer Zeit für ein anderes Konsumverhalten ein.