Kraft treibt Studis an

Die Landeswissenschaftsministerin wirbt in einer Kölner Diskussionsrunde für Bachelor- und Masterstudiengänge

Köln taz ■ NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) hat am Montag in Köln kräftig die Werbetrommel für ihren Hochschulgesetzentwurf gerührt. „Die Bachelor- und Masterabschlüsse gewährleisten eine bessere Struktur und ein schnelleres und besseres Studium an den Hochschulen“, sagte sie beim „Dellbrücker Forum“. Dort diskutierten die Ministerin, der grüne Bundestagsfraktionsvize Reinhard Loske sowie die Fachberaterin des Instituts der deutschen Wirtschaft (IDW), Christiane Konegen-Grenier, und Klaus Holz vom Evangelischen Studienwerk Villigst mit interessierten Bürgern über das Thema „Welche Eliten braucht das Land?“

International vergleichbar

„Mit Bachelor und Master werden die Abschlüsse an deutschen Hochschulen international vergleichbarer“, betonte Kraft. Nach Plänen der Landesregierung sollen sich Studienanfänger in NRW ab dem Wintersemester 2006/07 nur noch für Bachelor- und Master-Studiengänge einschreiben können. Davon ausgenommen sind die Staatsexamens-Studiengänge Medizin und Jura sowie die Lehrämter. Ziel ist laut Ministerium ein „einheitlicher Hochschulraum“ in Europa bis 2010. Im Juni soll der Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht werden, am 1. Januar 2005 soll er nach dem Willen der rot-grünen Regierung in Kraft treten.

Die Ministerin verteidigte das NRW-Modell zu „Langzeit“-Studiengebühren. 650 Euro werden fällig, wenn Studierende die Regelstudienzeit um mehr als die Hälfte überschreiten. „Angesichts einer durchschnittlichen Studiendauer in NRW von 17 Semestern sind sie ein großer Anreiz, ein Studium motivierter anzugehen und schneller zu beenden“, rechtfertigte Kraft die umstrittenen Gebühren.

Keine soziale Selektion

Loske, Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Leverkusen, regte an, das Thema Hochschule nicht isoliert zu betrachten, sondern Bildungsfinanzierung insgesamt ins Blickfeld zu nehmen. „Wie wäre es denn, den Kindergartenbesuch kostenfrei anzubieten und dagegen beim Studium etwas zu verlangen?“, schlug er vor. Dabei müsse allerdings sichergestellt sein, dass das nicht zu einer sozialen Selektion führe. Klaus Holz sprach sich für eine nachgelagerte Studiengebühr aus. Die Höhe müsse abhängig sein von der Semesterzahl und dem aktuellen Einkommen der Hochschulabsolventen.

Elite-Unis lehnte die Ministerin erneut ab. Sie führten zu Zwei-Klassen-Hochschulen. Kraft: „Es ist notwendig, die vorhandene Breite auf hohem Niveau zu stabilisieren, Institute besser zu vernetzen und die Wissenschafts-Weltspitze nur in ausgewählten Fächern anzupeilen.“ Die Auswahl der zu fördernden Fachbereiche sei Aufgabe von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, erklärte sie und mahnte, nicht nur Naturwissenschaften wie Biotechnologie zu berücksichtigen, sondern auch Geistes- und Kulturwissenschaften. Loske betonte, eine Internationalisierung der Hochschulen setze auch Offenheit und Gastfreundschaft voraus, damit mehr ausländische Studierende an deutsche Unis kämen. SILKE UERTZ