: Fest für alte Viecher
Am 1. Mai wird der Tierpark Warder als Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen wieder eröffnet. Greenpeace und andere haben die einst insolvente Anlage gekauft und runderneuert. Besucher erwartet die Vielfalt bäuerlicher Züchtungen
aus WarderGERNOT KNÖDLER
Das Chinesische Maskenschwein ist zwar nicht schön, aber eine Sehenswürdigkeit. Mit einem Gesicht wie ein Boxerhund, Specklappen wie Hundelefzen und Falten wie ein Walross steht es für den unglaublichen Variantenreichtum der vom Menschen gezüchteten Haustierrassen. 130 von ihnen sind im ehemaligen Tierpark Warder an der A7 zwischen Bordesholm und Rendsburg zu sehen, der am 1. Mai nach gründlicher Renovierung als „Arche Warder“ neu eröffnet wird. Der Park ist ein ideales Ausflugsziel für Familien und dient dazu, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen zu erhalten, weshalb sich Greenpeace für das Projekt engagiert.
Die alten Rassen sehen nicht nur zum Teil spektakulär aus, sondern sie verfügen auch über Eigenschaften, die modernen Hochleistungsrassen abgehen. Das Maskenschwein zum Beispiel ist mit 81 Tagen ungewöhnlich früh geschlechtsreif und wirft mehr und häufiger Junge als andere Schweinerassen. Dabei ist es vor mindestens 400 Jahren gezüchtet und bei der Zucht vieler anderer Rassen verwendet worden.
Trotz ihres exotischen Bestandes, der französische Poitou-Riesenesel und Indische Laufenten einschließt, will sich die Arche Warder auf die Pflege norddeutscher, insbesondere schleswig-holsteinischer Rassen konzentrieren. Auf der Roten Liste der Gesellschaft für bedrohte Haustierrassen (GEH) steht zum Beispiel das Angelner Sattelschwein mit seiner charakteristischen weißen Schulterpartie. Im Gegensatz zu vielen modernen Rassen gelt es als stressresistent. Es ist ein guter Gras- und Strohverwerter und seine fruchtbaren Sauen kümmern sich gut um ihre Jungen. Weil sein Fleisch den Verbrauchern seit Anfang der 60er Jahre zu fett ist, wäre es beinahe ausgestorben.
Das gleiche Schicksal drohte dem Tierpark, dessen Gründer Jürgen Güntherschulze sich hier seit 1989 um die Erhaltung alter Rassen bemühte. 2002 musste der Park Insolvenz anmelden. Die Greenpeace Umweltstiftung und der Verein Arche Warder haben ihn November 2003 mit Hilfe der Bingo-Umweltlotterie aus der Insolvenzmasse gekauft.
Seither hat der Verein, der wesentlich von Greenpeace getragen wird, eine halbe Million Euro investiert. Eine weitere Viertelmillion muss in diesem Jahr nachgeschoben werden. Geschäftsführer Heinrich Laing versucht zurzeit das Geld dafür einzuwerben. Ziel sei es, die laufenden Kosten von einer halben Million Euro im Jahr zur Hälfte durch Eintrittsgelder zu erwirtschaften, den Rest über Spenden und den Verkauf von Tieren. „Wir hoffen auf mehr Gäste durch die Renovierung“, sagt Laing.
In dem halben Jahr hat sich viel getan. 350 Tiere wurden über den Winter ausquartiert, um den Parasitendruck auf den übernutzten Haltungsflächen zu verringern. Freiwillige und bezahlte Helfer zogen kilometerlange Zäune, sie setzten Tausende Pfähle, bauten Hütten, entsorgten containerweise Müll und fuhren 500 Kubikmeter Mist aus Ställen und Koppeln ab. Das neue Eingangsgebäude ist noch nicht ganz fertig, soll aber am 1. Mai soweit sein, dass Besucher hier abgefertigt werden können. Schief wie ein Schiffsbug sei es „die bauliche Umsetzung des Begriffs Arche“, sagt Laing.
Mit dem Eröffnungsfest am 1. und 2. Mai beginnt ein Reigen von monatlichen Veranstaltungen: vom klassischen Konzert bis zum Bauerntag.