Vers- und Kaderschmiede im polittbüro : Bierbichler: Solo nach Fosse
Jon Fosse ist der Dauerbrenner auf deutschen Bühnen. Sein Solostück Der Gitarrenmann wurde 2001 in Zürich unter der Regie von Christoph Marthaler erstmals in deutscher Sprache aufgeführt. Schon damals verkörperte Joseph Bierbichler den desillusionierten Straßenmusiker, eine typische Fosse-Figur. Für die Hamburg-Premiere, die jetzt im Polittbüro stattfindet, hat Bierbichler, der dreimal „Schauspieler des Jahres“ wurde, in Eigenregie eine neue Grundsituation für den Monolog erfunden: Er lässt den gealterten Rebellen, der nun selbst Vater eines Sohnes ist, der ihn verachtet, in sein Elternhaus zurückkehren. Bei Fosse stellt sich der Gitarrenmann seinem doppelten Scheitern: Weder hat er den Kampf gegen das Spießertum gewonnen, noch ist es ihm gelungen, kraft seiner Musik ein von allen Zwängen befreites Leben zu verwirklichen.
Im zweiten Teil des Abends liest Bierbichler aus seinem Buch Verfluchtes Fleisch, in dem er die Theaterwelt durch den Kakao und ganz persönliche Bilanzen zieht. JP
Mo, 3.5., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45