: Unterschlagene Kampfkraft
Betr.: „Kieler U-Boote fahren nach Pakistan“, taz nord vom 19. 12. 2008
Die Charakterisierung der 214-Klasse als „konventionelle“ U-Boote verharmlost mehr als sie erklärt – und sie ist eine glatte Unterschlagung ihrer Kampfkraft und Einsatzoptionen: Durch die Torpedo-Ausstoßrohre können Seeziel- bzw. Landzielflugkörper oder Atomtorpedos ausgestoßen werden und Atomseeminen abgelegt werden. Das Boot kann, unter einem Handelsschiff getaucht, im Sonarschatten fahrend praktisch unentdeckt in die Binnengewässer anderer Staaten eindringen.
Über die Technologie für Atomseeminen dürfte Pakistan heute schon verfügen. Es wäre interessant zu wissen, ob Indien oder andere Nachbarn gleichzeitig mit Fahrzeugen dieser Art von wem auch immer beliefert wird – natürlich um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Lieferung würde bei kreativer Auslegung der Gesetze in die zweifelhafte Anti-Piraterie-Kampagne der Bundesregierung passen. Momentan siegt die Devise: Alles geht, Dreistigkeit zählt – und die Sicherung von heilig gesprochenen Arbeitsplätzen entschärft jede Kritik. JENS SPECKENBACH, Göttingen