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Archiv-Artikel

„Es ist alles zerstört“

Die „Independent Afghan Women Association“ will durch die Unterstützung von afghanischen Frauen den Wiederaufbau des Landes voranbringen

Von hude
„Den Schmerz, den ich empfunden habe, kann ich gar nicht in Worte fassen“

taz ■ Laila Noor (Foto) und ihr Mann sind viel beschäftigt, seitdem sie wieder nach Afghanistan dürfen. Er berät die afghanische Regierung beim Wiederaufbau vor Ort, sie hilft dem Land von Deutschland aus. Jetzt hat die 54-Jährige Bremerin gemeinsam mit anderen afghanischen Frauen einen Verein gegründet: die Independent Afghan Women Association.

Seitdem Laila Noor 1979 vor den russischen Truppen nach Deutschland geflohen ist, setzt sich die Modedesignerin für Frauen in Afghanistan ein. „Es ist traurig, dass die Weltöffentlichkeit sich erst durch den 11. September und den Krieg wieder für Afghanistan interessiert.“

Die Idee zur Vereinsgründung entstand im Dezember 2001 bei einem Treffen von Exil-Afghaninnen in Berlin. „Es hat mich begeistert, wie viele engagierte Frauen aus Afghanistan hier in Deutschland leben“, sagt sie. Mit dem Verein wollen die Frauen dazu beitragen, dass ihr Land nicht wieder in Vergessenheit gerät. Die Frauen wollen in Deutschland Geld sammeln. Über Verwandte und Bekannte, die sie in Afghanistan haben, könne die Hilfe direkt an Bedürftige vermittelt werden. „Die Menschen dort haben so viel Hoffnung. Ich habe Angst, dass sie wieder enttäuscht werden“, sagt Laila Noor. Das erste Projekt des Vereins ist der Neubau einer Schule. Das Grundstück in der Nähe von Kabul gehört Laila Noor schon, das Geld für den Bau soll der Verein sammeln.

Heute um 19 Uhr stellt sich der neugegründete Verein in der Villa Ichon vor. Die Frauen haben ein afghanisches Buffet und ein Kulturprogramm organisiert. Musiker spielen traditionelle afghanische Musikstücke auf der Zither und der Tabla, einer afghanischen Trommel. Außerdem wird eine Medizinstudentin von ihrer Reise nach Afghanistan berichten. Laila Noor war im Frühling zum ersten Mal seit 24 Jahren wieder in ihrer Heimat. „Den Schmerz, den ich empfunden habe, kann ich gar nicht in Worte fassen“, erzählt sie, „außer den Bergen und dem Himmel habe ich nichts wiedererkannt. Es ist alles zerstört. Mir hat es aber Mut gemacht, dass die Menschen ihr Lachen trotzdem nicht verloren haben.“ hude