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Archiv-Artikel

Abstieg leichtgemacht

Der 1.FC Köln ist mal wieder abgestiegen. Doch Jungstar Lukas Podolski sorgt für vorsichtigen Optimismus

KÖLN taz ■ In Köln haben sie mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt im Absteigen. Als das Schicksal den Klub 1998 und 2002 in die zweite Liga schickte, erklang das Abschiedslied „Niemals geht man so ganz“ von Trude Herr im Müngersdorfer Stadion, das so zum Sinnbild kölnischer Melancholie wurde. Tränen flossen, es waren große emotionale Momente, die den Fans bis heute tief im Herzen sitzen. Nach dem 1:2 gegen Bayern München am vergangenen Samstag, war wieder einmal der letzte mathematische Hoffnungsschimmer verglüht, der Stadion-DJ spielte die Abschiedshymne, aber nur wenige der 50.000 Anwesenden im RheinEnergie Stadion ließen sich ein auf die Traurigkeit von Text und Melodie. Zu lange schon konnte man sich vorbereiten, es war ein Abstieg ohne Schockmoment, und als Markus Feulner sagte, „es ist bitter, wir sind traurig und am absoluten Tiefpunkt“, verkündete seine Mimik bereits eine andere Botschaft. Er wirkte fest entschlossen, den Fauxpas direkt wieder auszugleichen.

Der Blick ist längst nach vorne gerichtet, oder besser nach unten, in Richtung Liga zwei. Man haderte nach der Niederlage nicht mehr mit der Tatsache des Abstiegs, als vielmehr mit seinen Ursachen. Die Auftritte, die sich zyklisch wiederholen wie das Bemühen des Sisyphos mit seinem Stein. „Wir haben seit Wochen in jedem Spiel die Chance, mindestens Unentschieden zu spielen, und nach jedem Spiel kann man wieder die selbe Platte auflegen“, sagte Alexander Voigt. Individuelle Fehler, diesmal von Torhüter Stefan Wessels vor Claudio Pizarros 1:1 (40.) und Pech, als Lukas Sinkiewicz einen Schuss von Sebastian Schweinsteiger zum 1:2 in eigene Tor abfälschte (75.), verhalfen den wenig überzeugenden Bayern zu diesem eminent wichtigen Sieg gegen die leidenschaftlichen Kölner. Statt zu trauern fanden sie sogar einen Grund zum Feiern.

Denn der Mann des Tages hieß wieder einmal Lukas Podolski. Der 18-Jährige hatte den FC nach 24 Minuten in Führung gebracht, er hätte um ein Haar fünf Minuten vor dem Ende den Ausgleich erzielt, und die Bayern damit aller Träume von der Meisterschaft beraubt, und er war das große Thema nach dem Spiel. „Podolski muss mit zur EM“, das fordert die Kölner Lokalpresse seit Wochen, und das findet nun auch Bayern-Manager Uli Hoeneß. „Ich würde ihn mitnehmen, aber zunächst einmal auf die Bank setzen, denn der wird Deutschland sicher nicht helfen, Holland zu schlagen“, sagte der Manager und Wurstfabrikant. Kölns Trainer Koller findet ebenfalls, „dass im Kader von 22 einen Platz für Podolski“ geben müsse, und fügte hinzu, „den kann man einfach reinwerfen, er kann auch nach einer Einwechslung in 15 oder 20 Minuten noch etwas bewegen“. Und Rudi Völler, der sich das Spiel ansah, bekräftigte erneut, dass „die Türen noch offen“ seien, lobte den Stürmer allerdings sehr zurückhaltend: „Er hat wieder einmal angedeutet, was für ein großes Talent er ist“, formulierte der Teamchef. Podolski selber meinte schulterzuckend, „ja, isch kann misch ja nisch selber nominieren“, und strahlte etwas von jener ansteckenden Leichtigkeit in alle Richtungen, die ihn so faszinierend macht. Nicht zuletzt das macht den Abstieg für den 1. FC Köln in diesem Jahr etwas weniger schwermütig.

DANIEL THEWELEIT