piwik no script img

Archiv-Artikel

Kölner Ehepaar will nur schwule Mieter

Maria und Michael Wieland haben ihr Herz für homosexuelle Männer entdeckt. Die seien „zuverlässig, zuvorkommend und sauber“, sagen sie. Außerdem seien sie meistens kinderlos – das macht keinen Ärger und Kündigungen leichter

KÖLN taz ■ Gibt es den idealen Mieter? Diese Frage stellte sich das Ehepaar Maria und Michael Wieland aus Köln-Heimersdorf. Und sie fanden eine überraschende Antwort. Denn für ihr Acht-Parteien-Haus, mit dessen Bau noch in diesem Jahr begonnen werden soll, wirbt das Ehepaar in zwei Prospekten eindeutig um eine Zielgruppe: „Ein Haus nur für Schwule!“

„Wir verfolgen damit keine soziale Absicht“, gibt Michael Wieland unumwunden zu. Vielmehr seien schwule Männer ihrer Ansicht nach die besten Mieter. Sie erfüllten alle Kriterien, die für eine langfristige und harmonische Hausgemeinschaft erforderlich seien. „Schwule sind zuverlässig, zuvorkommend und sauber“, weiß Michael Wieland. Schließlich hat er früher in München in einer WG gelebt, in der auch Schwule wohnten. Außerdem hat der ehemalige Besitzer einer Werbeagentur auch im Berufsleben nur gute Erfahrungen mit schwulen Männern gemacht. „Lesben waren das genaue Gegenteil von Schwulen im Geschäftsleben“, erinnert er sich. Daher will das Ehepaar auch keine lesbischen Frauen als Mieter der sechs Wohnungen oder Käufer der zwei Eigentumswohnungen im Haus. „Vielleicht haben wir auch nur die falschen Lesben kennen gelernt“, räumt Maria Wieland ein.

Dennoch will das Ehepaar ganz sicher gehen und keine Experimente mit einer gemischten Mieterzusammensetzung. „Wir wollen soviel Harmonie wie möglich“, erklärt Maria Wieland. Und dabei seien ihr berufstätige, kinderlose Schwule am liebsten. Bei Kindern gäbe es immer wieder Konflikte zwischen Familien mit und ohne Kindern. Außerdem haben die Wielands Bekannte mit Miethäusern. „Die kriegen die Leute mit Kindern nicht raus, wenn die mit der Miete in Rückstand geraten“, berichtet Maria Wieland. „Wir wollen einfach eine Altersvorsorge ohne täglichen Ärger“, ergänzt ihr Mann. Sie seien nur tolerante Bauherren, die erkannt hätten, dass Schwule die beste Mieterschicht seien. Ein Getto für Schwule würden sie mit ihrem Haus nicht schaffen, schließlich seien die Schwulen ja nicht eingesperrt. Thomas Spolert