: berliner szenen Freddy Fresh Airfreshner
Gesicht auffrischen
Können Maschinen riechen? Auf dem Klo von Andy’s Diner am Südstern, wo wir in letzter Zeit immer Werder-Spiele auf Premiere anschauen und dazu fettige Hamburger vertilgen, hatte es ein kleiner weißer Kasten an der Wand auf mich abgesehen. Beim Stehpinkeln schaut man ja gern mal die Wände hoch. Das blinkende Ding mit dem Namen Freddy Fresh Airfreshner aber hatte ich dummerweise übersehen. Plötzlich klickte es über meinem Kopf – noch wäre Zeit zur Flucht gewesen. Wahrscheinlich macht Freddy Fresh das Geräusch beim Ausrichten seiner vollelektronischen Supernase. Okay, das Fußballspiel hatte Schweiß gekostet und der Hamburgerduft qualmte wohl noch aus meinem Hals, aber mit Freddys Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Gerade als ich mitten in Freddys Gesicht schaute und die grün leuchtende „Duftstoff Füllstandsanzeige“ bewunderte, fiel mir sein kleiner Rüssel auf. Vielleicht eine Sekunde später begann Freddy sein perfekt getimtes Handwerk. Vehement pustete er mir seinen frischen antiseptischen Atem mitten auf die Stirn und in die Haare. Meine Brille bewahrte mich vor Augenverätzungen. Trotzdem wusch ich mir sofort das Gesicht, Papier aber gab es nicht. Jetzt auch noch das Gesicht föhnen?
„Du bist ja ganz nass und wie riecht es denn hier plötzlich komisch?“, wollten die Fußballfans wissen. Noch nachts im Bett drehte sich meine Freundin entnervt auf die andere Seite, weil sie meinen Stirngeruch irgendwie nicht angenehm fand. Am nächsten Tag im Schwarz Sauer fühlte ich mich sicher am Pissbecken, bis ich das Klicken hörte. Freddy hängt hier zwar höher, hatte aber Lunte gerochen. Beim Rausrennen hörte ich ihn pustend das Klo auffrischen.
ANDREAS BECKER