Soziokultur vor Gericht

Das theater im depot in Dortmund hat eine neue künstlerische Leitung. Statt mehr Professionalität, findet erst einmal ein Arbeitsgerichtsverfahren statt

Dortmund taz ■ Es geht um Kunst, es geht um Kohle. Das Dortmunder Theater im depot hat sich eine neue künstlerische Leitung gesucht. Die gekündigten Protagonisten wandern vors Arbeitsgericht, klagen rund 100.000 Euro ein und treiben die Bühne im soziokulturellen Zentrum vielleicht in den Konkurs.

„Wenn meine Forderungen vor Gericht anerkannt werden, ist der Verein insolvent“, Bernhard Bleckmann, bisheriger Leiter des Theaters weiß um die Folgen seiner Klage. Ihm wurde zusammen mit der Pressefrau Anja Otto der Vertrag gekündigt, anschließend Markus Andrae, ein ehemaliger Regisseur des Theater Freudenhaus im Essener Grend, als neuer künstlerischer Leiter installiert. So sollte endlich Professionalität im ehemaligen Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) einziehen. Die alte Straßenbahnhauptwerkstatt war eines der letzten Projekte der IBA, das mit Landesmitteln fertig gestellt wurde.

Bleckmann und Otto waren geschockt, hatten sie doch das Theater aufgebaut. Mit unlauteren Mitteln sehen sie sich um die Früchte ihrer Arbeit gebracht. „Zwölf neue Mitglieder wurden an einem Tag in den Verein aufgenommen und damit die Abwahl möglich gemacht“, ärgert sich Bleckmann, der im Juli vor dem Arbeitsgericht auch auf Wiedereinstellung klagt. Anja Otto reagierte erst mit einem Nervenzusammenbruch, sieht die Ereignisse heute aber distanziert. „Es gibt ein Leben nach dem Theater“ sagt sie und grinst über die Doppeldeutigkeit.

Nilüfer Kemper, Geschäftsführerin und neue Pressefrau im Trägerverein ist enttäuscht. Sie weist alle Mobbingvorwürfe zurück. „Das ist alles falsch“, sagt sie, bestätigt aber, dass sie der Auslöser des Wechsels war: „Ich hatte Kritik an den Inhalten und der Professionalität.“ Doch darüber sei nie vereinsintern diskutiert worden. „Bernhard Bleckmann wollte Leiter bleiben oder gar nichts mehr“, sagt Kemper. Ihr täte es leid, dass der Gründer des Theaters diese Auseinandersetzung provoziert habe.

Vor dem Prozess hat sie keine Angst. Es gebe eine Regel in der Vereinssatzung, die den finanziellen Ausgleich für Eigenleistungen verhindere, wenn der Förderverein dann in Konkurs ginge, sagt sie. Doch vielleicht kommt alles ganz anders. „Wir kommen wieder“, sagt Anja Otto.

PETER ORTMANN