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Archiv-Artikel

Wir gründen eine Initiative

betr.: Anzeigen des Bundesministeriums für Wirtschaft: „Team Arbeit für Deutschland“, taz vom 16. 6. 03

Initiativen, so weit das Auge reicht – und beim morgendlichen Blick in die Zeitung unseres Vertrauens fällt uns am 16. Juni die gute Nachricht „Arbeit für Deutschland“ ins noch getrübte Auge. Weiß auf braun steht’s dort in einer Anzeige und auf der nächsten Seite gleich noch mal, weil’s so schön ist. Schön – zu schön. Wir stutzen, reiben uns die Marmelade von den Mundwinkeln sowie den Schlaf aus den Augen und schauen genauer hin. Pustekuchen: Unlesbar steht schwarz auf braun davor: Team. Also im ganzen Satz: „Team Arbeit für Deutschland“. Und wie das heute so üblich ist, dazu weitere Untertitel wie „Gemeinsam gegen …“ oder „… und wo sind Sie?“ Hier! möchte man rufen, auf dem Arbeitsamt. Aber immer sachlich bleiben.

Danach kündigt Herr Clement die Schaffung eines großen Netzwerks an, ein Netzwerk gegen die Arbeitslosigkeit. Eben waren wir noch der Meinung, die Bundesregierung, die Bundesanstalt für Arbeit sowie Gewerkschaften und Unternehmerverbände hätten hier zu schalten und zu walten und so alle Hände voll zu tun, aber dem ist wohl nicht so. Die ersten Knoten dieses Netzes sind im Bild vorgestellt: Udo Lindenberg, Roland Kaiser, Fredi Bobic, Timo Boll (nein, kannten wir vorher auch nicht, ist aber Tischtennisweltmeister), Robert „der Specht“ Atzorn. Aber auch Peter Hartz von Volkswagen, den wir noch eben in einer anderen Initiative wähnten, Christiane zu Salm und noch viele andere Persönlichkeiten, die uns sicher beim nächsten Besuch im Arbeitsamt mit Handschlag an der Pforte begrüßen werden. Schmerzlich vermissen wir Sabine Christiansen, Boris Becker, Rudolf Mooshammer, Uschi Glas, Michel Friedman, Hans-Olaf Henkel sowie weitere Adabeis, aber das ändert sich sicher noch. Prof. Meinhard Miegel ist schon vergeben, dem Bürgerkonvent nämlich.

So reiht sich Initiative an Initiative und die armen Träger häufen Nebenjob und Ehrenamt, Schirmherr- und Schirmfrauschaft auf die Schultern, lassen sich Honorare geben und Spesen erstatten – wunderbar. Hier bahnt sich ein Programm zur Rettung Deutschlands an. So, wie andere Rettungsdienste sich gegenseitig die Unfallopfer von der Bahre klauen, so beginnt hier der Kampf der Initiativen, nein, nicht gegen, sondern um die Arbeitslosigkeit bzw. um diejenigen, die ihre Arbeit los sind.

So scheint es doch noch eine schöne Woche zu werden, denn wir wissen nun, was zu tun ist. Wir gründen eine Initiative. Eine Initiative zur Koordination der Initiativen. Und wir nennen uns das IKI-Team. […] PETER M. HEYDE, Geretsried