Stromopoli auf Sparflamme

Fusionierter Energieversorger E.on Hanse zeigt keine aggressiven Wachstumspläne: „Strategiepreise machen wir nicht.“ Ergebnis ohne Sonderkosten verbessert

Hamburg taz ■ Der Energieversorger E.on Hanse hat bei seiner gestrigen Jahrespressekonferenz deutliche Hinweise darauf geliefert, dass der Wettbewerb im Strommarkt zumindest für Privatkunden nicht funktioniert. Nach Aussagen des Vorstandes wird E.on in nächster Zeit nicht aktiv daran gehen, der Konkurrenz von HEW/Vattenfall Kunden in Hamburg abzujagen. „In Anbetracht der Wirtschaftlichkeit ist nicht irgendetwas Feldzugmäßiges angesagt“, sagte Vertriebsvorstand Helmut Lechlein. Beim Ergebnis seiner gewöhnlichen Geschäftstätigkeit legte das aus Hein Gas, Schleswag und Hanse Gas fusionierte Unternehmen zu, und zwar um 16 Prozent auf 262 Millionen –eurofusionsbedingte Sonderkosten von 68 Millonen Euro nicht eingerechnet.

Die drei Firmen waren am 1. September 2003 rückwirkend zum 1. Januar verschmolzen. Die Schleswag gehörte zu zwei Dritteln E.on, der Rest elf schleswig-holsteinischen Landkreisen. Der Hamburger Gasversorger Hein Gas wurde von Vattenfall im Zuge des Kaufs der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) an E.on verkauft. Dafür erhielt Vattenfall die E.on-Anteile an der Berliner Bewag. Die Schweriner Hanse Gas war ebenfalls einmal eine Tochter der HEW.

Das neue Unternehmen beschäftigt rund 3.000 Mitarbeiter, davon 1.000 in Hamburg, 700 in der neuen Zentrale in Quickborn und 400 in Rendsburg. Es bildet 270 Mitarbeiter aus. Hauptgeschäft ist die Versorgung von 700.000 Strom- und 500.000 Gaskunden. Im Bereich Erdgas setzte E.on Hanse im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Euro um, im Bereich Strom eine Milliarde. Fernwärme und anderes trugen 0,1 Milliarden zum Umsatz bei.

Bei Fragen zur Strategie hielt sich der Vorstand bedeckt. „An der Stelle sind wir noch nicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Hans-Jakob Tiessen. Im Hamburger Strommarkt anzugreifen, sei schwierig, weil das Netz der HEW gehöre, die dafür ein Nutzungsentgelt verlange und damit den Gestaltungsspielraum ihrer Wettbewerber verkleinert.

Ob dieser Nachteil dadurch ausgeglichen werden kann, dass E.on Strom und Gas aus einer Hand anbieten könnte, ließen die Herren offen. Lechlein: „Wir reagieren auf Kundenwünsche, aber mit scharf kalkulierten Preisen.“ Auch ein Dumping zum Gewinnen von Großkunden werde es nicht geben. „Strategiepreise machen wir grundsätzlich nicht“, sagte Tiessen. Mit den 40 schleswig-holsteinischen Stadtwerken will man bei der Abrechnung und Bereitschaftsdiensten kooperieren. Gernot Knödler