Leichte Sommerbrise: Jan Allain im Magazin-Kino : Die Segel gehisst
Es ist keine Musik, die sich aufdrängt. Sie berührt leicht dein Ohr, du kannst sie hereinlassen oder auch nicht. Wie eine laue Sommerbrise, die an den Segeln entlangstreicht und darauf wartet, ob das Boot in Fahrt kommt.
Bei Jan Allain ist das Boot ziemlich in Fahrt gekommen. Die Londoner Singer- und Songwriterin hat sich mit ihren leisen Liedern in die Herzen der schwulen und vor allem der lesbischen Szene gesungen, wo sie lange als Gehimtipp galt – und doch sehr bald mehr war als das.
Denn die Musik von Jan Allain geht weit über das dümmliche Etikett „Lesbe mit der Gitarre“ hinaus, das man ihr aufgeklebt hat. Ohne sich um die Marketingmaschine der Popindustrie und ihre Regeln zu kümmern, hat Allain ihre eigene Sprache gefunden, in der sie oft von sehr privaten Dingen erzählt, von Abschied, von Liebe und von Herzrasen, ohne dass es peinlich wird.
Man muss sich erst einhören, bevor ihre poetischen Bilder zu wirken beginnen. Vielleicht ist Allain viel mehr Dichterin als Sängerin, jedenfalls darf man sich von der Eingängigkeit ihrer Lieder nicht täuschen lassen. Sie mögen wie Easy Listening klingen, die Texte aber wiegen tonnenschwer.
Nach Jahren der Auftritte in einschlägigen Clubs möchte die Sängerin, die derzeit in Deutschland wohnt, die Grenzen der Szene nun hinter sich lassen. Rätselhaft, warum ihr das nicht längst schon gelungen ist. Daniel Wiese
Fr, 20 Uhr, Magazin-Kino, Fiefstücken 8a