: Rumsfeld ist Bushs neuer Schurke
US-Präsident rügt Verteidigungsminister wegen Folterskandal. US-Zeitung veröffentlicht neue Bilder zu Gefangenenmissbrauch. Rotes Kreuz fordert USA seit Monaten zum Handeln auf
WASHINGTON/BAGDAD afp/rtr/dpa ■ Im Skandal um die Misshandlung irakischer Gefangener hat der US-amerikanische Präsident George W. Bush Presseberichten zufolge seinen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld scharf gerügt. Bush sei besonders verärgert gewesen, dass er erst in den Medien Einzelheiten eines Untersuchungsberichtes gelesen und die Fotos von misshandelten Irakern gesehen habe, berichteten die US-Medien am Donnerstag übereinstimmend unter Berufung auf Mitarbeiter des Weißen Hauses. Bush habe Rumsfeld in einer privaten Unterredung gesagt, dass er mit dem Vorgehen des Ministers „nicht zufrieden“ und darüber auch „nicht glücklich“ sei.
Für die Enthüllungen über die Maßregelungen Rumsfelds hatte die New York Times laut eigenen Angaben die Billigung Bushs. Es sei das erste Mal, dass der Präsident es zulasse, seine Unzufriedenheit mit einem ranghohen Kabinettsmitglied öffentlich zu machen. Bush erwäge aber nicht, seinen Verteidigungsminister zum Rücktritt aufzufordern. Am Freitag soll Rumsfeld vor dem Verteidigungsausschuss des US-Senats Rede und Antwort stehen. Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry verlangte von Bush eine öffentliche Entschuldigung.
Die Washington Post berichtete gestern, sie habe mehr als 1.000 Digitalaufnahmen erhalten, auf denen etwa zu sehen sei, wie US-Soldaten sexuelle Handlungen an irakischen Gefangenen simulierten. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz erklärte, es habe die USA wiederholt gedrängt, im Gefängnis Abu Ghraib, das im Zentrum des Misshandlungsskandals steht, „korrigierend einzugreifen“.
Bei einer Reihe von Anschlägen und Gefechten sind gestern in Irak fast 70 Menschen getötet oder verletzt worden. Allein in Kerbela wurden bei Zusammenstößen zwischen Milizionären des radikalen Schiitenführers Muktada al-Sadr und US-Soldaten elf Iraker erschossen, wie die Streitkräfte mitteilten. In Bagdad riss ein Selbstmordattentäter sechs Menschen mit in den Tod, 25 weitere wurden verwundet. In Kufa erschossen US-Soldaten fünf Iraker, die Waffen aus einem Lieferwagen luden.
Bush will beim Kongress weitere 25 Milliarden Dollar für die Militäreinsätze in Irak und Afghanistan beantragen. Die Gelder sollten für das im Oktober beginnende Haushaltsjahr 2005 angefordert werden, teilte der US-Präsident am Mittwoch in Washington mit.
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