: Der Optimist
Vorkan, 17, hat einen Mercedes und wird Automechaniker. Da ist er ganz sicher
„Hey, da ist ja unser Kanake“, ruft Henry grinsend, als Vorkan eine Stunde nach Unterrichtsbeginn in die Klasse kommt. Vorkan lacht froh und lässt sich breitbeinig auf einen Stuhl fallen. „Ich habe überall Freunde, in Marzahn, in Schöneberg, in Tempelhof. 98 Prozent von denen sind deutsch.“
Auf den ersten Blick würde man ihn nicht für einen Türken halten, so kahl rasiert, mit hellen Augen und Armeehosen. Die Augen strafen den martialischen Anzug Lügen – sie blicken immer fröhlich. Vorkan sagt, er habe viele Macken, die größte sei die, Autos zu designen. „Nach der Schule geht’s sofort in die Werkstatt, und dann tunen bis zum Gehtnichtmehr.“
Zum Geburtstag hat er einen Mercedes bekommen, den er mit seinen 17 Jahren zwar nicht selber fahren darf, aber zu einer Mordsmaschine umrüstet. Mit dem tiefer gelegten und hochgetunten Gefährt geht es diesen Sommer wieder zu einem Autodesignertreffen. „Dieses Jahr will ich unbedingt einen Pokal holen.“
Vorkan ist Optimist. Nach der Maßnahme will er als Azubi zu DaimlerChrysler. „Schaffst du eh nicht“, ruft jemand. „Klar schaff ich das, hab mir schon alle Papiere geholt, kannst du sehen“, entgegnet er. Ab 2005 würden neue Azubis eingestellt. Vorkan hat sich erkundigt.
Er ist es gewohnt, eigene Entscheidungen zu treffen. Mit 13 Jahren hat er angefangen, dem Vater im Gemüseladen zu helfen, schon mit 15 betreute er das Geschäft allein. „Ich bin jeden Morgen um zwei raus, dann mit ’nem Kumpel zum Fruchthof, um sechs war ich wieder im Laden. Um sieben kamen meine Großeltern, danach konnte ich zur Schule. Aber da hatte ich dann meist keine Lust mehr.“ Den Laden hat er abgegeben.
Seinem Vater gehören inzwischen zwei Kasinos. Vorkans jüngerer Bruder braucht dort nicht zu helfen, sondern geht ganz brav zur Schule. „Ist auch gut so.“
ALE