: Mediziner vorm Kadi
Anklage gegen Notarzt des Rechtsmedizinischen Instituts lautet auf Diebstahl. Prozesstermin noch offen
bremen taz ■ Schon oft stand er vor Gericht – dienstlich, als sachverständiger Gutachter. Demnächst allerdings muss der Mediziner Eugen R. als Beschuldigter vor den Amtsrichter treten. Die Anklage lautet auf Diebstahl.
Damit finden die im Januar aufgenommenen Ermittlungen gegen den angestellten Arzt des Rechtsmedizinischen Instituts einen vorläufigen Abschluss. Dem 55-Jährigen wird vorgeworfen, zu Jahresbeginn 600 Euro aus der Wohnung eines Toten mitgenommen zu haben. Dorthin war der bis dato Unbescholtene als Leichenbeschauer im Auftrag der Polizei gerufen worden. Bis zum Abschluss des Verfahrens, das noch nicht terminiert ist, dürfte dies der vorläufig letzte Einsatz des Mannes für die Ordnungshüter gewesen sein. Gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Polizeipräsident Eckhard Mordhorst die Zusammenarbeit mit dem Beschuldigten aufgekündigt. Dessen Dienstherr akzeptierte dies – obwohl er anfänglich Partei für den Beschuldigten genommen hatte.
Polizeibeamte hatten die Ermittlungen ins Rollen gebracht, nachdem ihnen das Fehlen des bereits registrierten Geldbetrages im Haus des Verstorbenen aufgefallen war. Der beschuldigte Arzt war viele Jahre zu Einsätzen der Polizei gerufen worden. Auch im Polizeigewahrsam und in der Abschiebehaft war er regelmäßig für den ärztlichen Beweissicherungsdienst tätig. Insassen und ehrenamtlicher Betreuerinnen des Abschiebegewahrsams hatten sich vielfach über mangelnde Qualität der ärztlichen Versorgung in Haft beschwert. ede