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Archiv-Artikel

Unser Lehrer Dr. Heins

Ein Spezialist für Umweltpolitik an der Uni Oldenburg ringt um seine Dozentenstelle. Seine Studenten glauben, er sei aus „scheinheiligen Gründen“ aus der Uni getrieben worden

„Die Uni hat mich auf Druck der Gewerkschaft nicht weiter beschäftigt.“

taz ■ Oldenburger Studenten kämpfen für einen ihrer Dozenten und gegen die Personalpolitik ihrer Uni. Der Arbeitsvertrag von Dr. Bernd Heins, einem Spezialisten für Umweltpolitik, wurde kurz vor Beginn des Sommersemesters nicht verlängert. „Dabei ist er einer der besten Dozenten an der Uni und hat sich immer für uns eingesetzt“, sagt Tobias Düring , Sprecher einer 30-köpfigen Studierendeninitiative. Mit Flyern, Emails und Gesprächen machen die Studis ihrer Wut bei den Uni-Ofiziellen Luft. Man wolle nicht zulassen, dass Heins „mit scheinheiligen Gründen“ aus der Uni getrieben werde, so Düring. Die Uni schiebt den Rausschmiss auf Querelen des Wissenschaftlers mit seinem ehemaligen Arbeitgeber, einer Gewerkschaft. „Unsere Entscheidung hat mit Heins ständigen Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft zu tun“, sagt Uni-Sprecher Gerhard Harms. Außerdem sei die Uni nicht verpflichtet, Verträge zu verlängern.

Umweltexperte Heins selbst wittert eine Intrige. Er glaubt, sein ehemaliger Arbeitgeber, die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), habe Druck auf die Oldenburger Uni ausgeübt: „Präsident Grubitsch hat mir unter der Hand verraten, dass er gegen den Willen der Gewerkschaft nicht ankommt.“

Bernd Heins war lange Zeit Leiter der Abteilung Umweltschutz bei der IG BCE. Im Januar setzte die Gewerkschaft ihn vor die Tür, wegen „nicht genehmigter, bezahlter Nebentätigkeiten an der Uni Oldenburg und an der Technischen Universität Claus-thal“, wie es dort offiziell heißt. Auch hier sieht Bernd Heins andere Gründe. Ende 2002 hatte er im Auftrag der Gewerkschaft eine Studie zum Emissionshandel geleitet. „Meine Ergebnisse passten der IG BCE nicht ins politische Konzept“, glaubt Heins. „Deshalb haben die mich rausgeschmissen und anschließend bei der Uni in Oldenburg gegen mich Stimmung gemacht.“

Tatsächlich gibt es Verbindungen zwischen der IG BCE und den Oldenburgern. Im Kooperationsausschuss der Uni, der Schnittstelle zwischen Gewerkschaften und Universität, sitzt ein Vorstandsmitglied der IG BCE.

„Was soll die Gewerkschaft da denn für einen Druck ausüben?“ fragt Uni-Sprecher Harms. „Der Kooperationsausschuss hat formal gar keine Kompetenzen.“

Seinen vorläufigen Höhepunkt hätte der studentische Widerstand am vergangenen Wochenende erreichen sollen. Auf eigene Faust hatten die Studenten ein Blockseminar zum Thema „Instrumente einer Politik der nachhaltigen Entwicklung“ auf die Beine gestellt. Dr. Heins sollte dort als Dozent auftreten und war schon im Vorfeld über die Resonanz begeistert: „Massenweise Studenten haben sich angemeldet.“ Das hat wohl auch die Verantwortlichen in der Uni beeindruckt. „Seit einigen Tagen verhandele ich mit dem zuständigen Fachbereichsleiter“, sagt Heins. „Eine Wiedereinstellung hat er mir aber noch nicht in Aussicht gestellt.“ Trotzdem wurde das geplante Blockseminar kurzfristig abgesagt, um „die Gespräche nicht zu gefährden.“ Wenn für den Dozenten alles gut läuft, dann soll das Seminar bald ganz offiziell nachgeholt werden. Politik-Student Tobias Düring: „Ansonsten machen wir‘s privat!“

Torben Waleczek