Zartes Wesen

Ein Männerlied

von Georg Raabe

Glaub mal nicht, du kleine Schöne, dass ich dich auch noch verwöhne.

Bei mir, da musst du Socken stopfen, Betten machen, Teppich klopfen, putzen, spülen, waschen, kochen. Ja, Hausarbeit geht auf die Knochen. Doch nicht auf meine, das steht fest. Ich hasse Arbeit wie die Pest! Also hau rein, mein zartes Wesen, hier ist der Kittel, da der Besen.

Hab nichts verloren in der Küche, hasse Kohl- und Fleischgerüche. Du glaubst doch nicht, dass ich mich quäle, indem ich die Kartoffeln schäle. Mach du das mal, dir liegt das eher. Ich bewach den Fernseher. Steh auf! Der Sessel gehört mir. Wo du grad stehst, hol mal ein Bier.

Maloche? Arbeit? Geld ranschaffen? Ich mach aus mir doch keinen Affen. Dafür gibt‘s den Prolomob. Besorg dir bitte selbst ‘nen Job! Du bist das Faulste, was ich kenn‘. Wie? Keine Zeit? Ja, glaubst du denn, die Kohle kommt allein ins Haus? Denk doch mal nach! Ich ruh mich aus.

Ja, die Welt ist groß, mein Kleines! Komm mal her! Dann gibt‘s was Feines. Jetzt zeig ich dir mal ein paar Sachen, die manche nur im Dunkeln machen. Was lallst du da von Müdigkeit? Frauen sind doch stets bereit. Die kümmern sich um ihre Gatten und verwöhnen deren Latten.

Aufstehn, Schätzchen, Frühstückszeit! Komm, hopp! Hast du die Schlafkrankheit? Soll ich gar selbst den Kaffee machen? Wo bist du? Wo sind deine Sachen? Scheiße! Einfach abgehauen! Eine Crux ist‘s mit den Frauen. Ich habe sie doch so gemocht. zumindest das, was sie so kocht.