piwik no script img

Archiv-Artikel

Love Parade: Hiebe statt Liebe

Organisator Planetcom schiebt Veranstalter Love Parade GmbH die Schuld zu. Zuvor hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) Kritik geübt und ein klares Finanzkonzept gefordert

VON STEFAN ALBERTI

Unter den Machern der Love Parade bahnt sich ein offener Streit an. Ralf Regitz, Chef der für die Organisation zuständigen Firma Planetcom, weist der Love Parade Berlin GmbH als Veranstalter die Schuld am möglichen Scheitern des Techno-Spektakels zu. Zuvor hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) das Finanzgebaren der Macher kritisiert. „Man muss dem Regierenden Recht geben. Die Verantwortung ist auf Seiten des Veranstalters“, sagte Regitz der taz.

Wowereit hatte gestern im Abgeordnetenhaus auf eine Frage der CDU-Fraktion nach der Zukunft der Love Parade geantwortet, die Entscheidung liege bei Gesellschaftern und Veranstaltern. Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) und Mitarbeiter der Senatskanzlei hätten sich auf die Suche nach Sponsoren gemacht. „Zwischenzeitlich sah es auch sehr positiv aus“, sagte der Regierende Bürgermeister. Es habe Interesse „namhafter Sponsoren“ gegeben. Doch das Defizit – mit 700.000 Euro veranschlagt – sei dadurch nicht kleiner geworden.

Wowereit deutete unklares Geschäftsgebaren bei der Love Parade an: „Es gibt eine Verantwortung auch für private Veranstalter, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen.“ Es müsse auch ein finanzielles Konzept geben, sagte Wowereit. Man sehe, dass weltweit ähnliche Veranstaltungen ohne Zuschüsse auskommen. Darum könne er sich nicht vorstellen, dass das in Berlin nicht möglich sein soll: „Das ist mir unbegreiflich.“ Planetcom-Geschäftsführer Regitz, selbst mit 20 Prozent an der Love Parade GmbH beteiligt, bestätigte Anstrengungen des Senats bei der Sponsorensuche. „Die Bemühungen sind aber ins Leere gelaufen“, sagte er.

Fabian Lenz, Chef der kritisierten Love Parade GmbH, war gestern Nachmittag bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Seine Firma, die auch die Rechte am Namen „Love Parade“ hält, hatte die für den 10. Juli geplante 16. Auflage des Umzugs vor einem Monat eigentlich „definitiv“ abgesagt. Noch am Tag der Absage aber kündigte die GmbH weitere Gespräche an. Regitz deutete der taz damals an, sein Unternehmen könnte einspringen. Ein endgültige Aussage, ob am 10. Juli wieder hunderttausende um den Großen Stern herumtanzen, gibt es weiter nicht. Der Umzug gilt als umso unwahrscheinlicher, je näher der Termin rückt.

Der Senat lehnt es damals wie heute ab, die Love Parade mit Landesmitteln zu bezuschussen. Für Wirtschaftssenator Wolf zieht das Argument nicht, das die Love-Parade-Besucher – 2003 noch rund 500.000 – jährlich rund 50 Millionen Euro in Berlin lassen: Mit dem Argument der Wirtschaftsförderung würde jedes Unternehmen Zuschüsse fordern können. Wowereit kündigte an, sich bei einer endgültigen Absage für eine Neuauflage 2004 einzusetzen.