: Studiengebühren durch die Hintertür
Weniger Studis führen zu höheren Beiträgen für die Studentenwerke. Bochum und Aachen machen den Anfang
Düsseldorf taz ■ Weil das Land durch die Einführung von Studiengebühren massenhaft Studis von den Unis vergrault hat, müssen die übrig Gebliebenen mehr zahlen: Die Studentenwerksbeiträge werden an den NRW-Unis um bis zu 20 Euro pro Semester erhöht. Studierendenvertreter befürchten zudem die Verteuerung der Semestertickets.
An der Ruhruni Bochum, die seit diesem Semester 6.500 Studis weniger hat, zahlen die Verbliebenen ab dem Wintersemester 2004/2005 statt 55 Euro 70 Euro Sozialbeitrag pro Semester. Das Studentenwerk der FH Aachen erhöht die Gebühren demnächst um 17 Euro, an der Uni Wuppertal soll der Eigenbeitrag der Studis um 13 Euro steigen. Auch bei den Studierenden der Hochschulen in Köln und Münster sind höhere Beiträge fest eingeplant. „Das wird über kurz oder lang alle Unis im Land betreffen“, weiß Ernest Hammerschmidt, Sprecher der LandesAsten. Der Wegfall von bis zu 20 Prozent der Studierenden habe die schlimmsten Befürchtungen übertroffen.
Durch die Erhöhung der Beiträge wollen die Studentenwerke den Rückgang der Studierenzahlen auffangen. Bochum macht den Anfang: „Wenn wir das nicht tun würden, müssten wir die Preise für Studentenwohnheime und Mensa deutlich erhöhen“, sagt Ralph Weber, Sprecher des Akademischen Förderungswerks (Akafö) in Bochum. Außerdem wolle man die Sanierung der Wohnheime fortführen, begründet Weber den Beschluss des Verwaltungsrats. Für sozial bedürftige StudentInnen soll es eine Härtefallregelung geben, die Richtlinien dazu werden noch entwickelt.
„Das war erst der Anfang“, befürchtet Klemens Himpele, Sprecher des NRW-Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS). Ziemlich absehbar sei, dass die Semestertickets demnächst teurer würden. Und mit dem Studienkontenmodell würde das Land viel weniger einnehmen, als erwartet. Statt 50 Prozent hätten bisher nur ein Viertel der Langzeitstudierenden die Studiengebühren von 650 Euro bezahlt. „Das könnte dazu führen, dass die Unis weniger Geld vom Land bekommen“, meint Himpele. Das Wissenschaftsministerium sieht keinen Grund, die im Haushalt eingeplanten 90 Millionen Euro aus den Studiengebühren für 2004 und 2005 nach unter anzupassen. „Noch sind nicht alle Studierenden zurückgemeldet und was bei den Klagen herauskommt, steht auch offen“, sagt Ministeriumssprecher Thomas Breustedt. NATALIE WIESMANN