: Versteck im Garten
Irakischer Experte übergibt Teile von Atom-Zentrifuge. Anschläge gegen Besatzer gehen weiter. Unbekannte Gruppe bekennt sich zu Attentaten
BAGDAD/DUBAI afp/dpa/ap ■ Nach zweimonatiger Suche sind US-Militärs nun auf Spuren eines irakischen Atomwaffenprogramms gestoßen: Ein früherer irakischer Atomwissenschaftler hat laut CNN Teile einer Gaszentrifuge übergeben, die ein wichtiges Bauteil für die Entwicklung von Atombomben ist.
Der Forscher habe die Zentrifuge bereits 1991 auf Anweisung der Regierung von Saddam Hussein in seinem Garten vergraben. Der Leiter der US-Waffensuchtrupps im Irak, David Kay, sagte CNN, der Fund deute darauf hin, dass sich das irakische Atomwaffenprogramm „im Winterschlaf befand und dass der Befehl zu seiner Wiederaufnahme nie erteilt wurde“. Der Forscher habe ausgesagt, er habe nach 1991 nicht mehr an einem Atomwaffenprogramm gearbeitet. Der TV-Sender MSNBC berichtete derweil, US-Ermittler hätten im Irak vergangene Woche Dokumente über chemische und biologische Waffen gefunden. Darunter seien Anweisungen, wie verbotenes Material vor UN-Inspektoren zu verstecken sei. Laut NBC-News haben US-Soldaten zudem 300 Säcke mit Rizinus-Samen entdeckt, die zur Herstellung des biologischen Kampfstoffs Rizin dienen können.
Unterdessen reißen die Nachrichten über blutige Zwischenfälle nicht ab: Bei einem Anschlag auf ein US-Militärfahrzeug wurde gestern laut Militärangaben in der Nähe des Bagdader Flughafens ein Soldat getötet, ein weiterer wurde verletzt. Bei einem Granatenanschlag, ebenfalls im Westen Bagdads, wurden zwei Iraker getötet, die in einem US-Konvoi unterwegs waren. In Hilla wurden bei einem Angriff am Mittwoch drei Marineinfanteristen verwundet. Am Mittwoch wurden laut US-Militärangaben auch Armeefahrzeuge in Bagdad mit Granaten angegriffen.
In der Stadt Nadschaf sollen am Sonntag 40 Menschen umgekommen sein, weil Plünderer versehentlich eine Explosion in einem Munitionsdepot ausgelöst hatten. Dies berichtete gestern die irakische Wochenzeitung Al-Ayyam.
Der arabische Sender al-Dschasira meldete indessen, er habe ein Bekennerschreiben zu den jüngsten Anschlägen erhalten. Eine Gruppe namens „Mudschaheddin der siegreichen Religionsgemeinschaft“ habe die Verantwortung übernommen und weitere Attentate angekündigt. Seit dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen sind mindestens 25 Soldaten bei Anschlägen getötet worden.