: Liebe entflammt am Kiosk
Der Kioskverkauf der taz: Warum er so wichtig ist, was am besten verkauft – und was daraus folgt
Die wirtschaftliche Situation der taz ist abhängig von der Auflage. Und deutlich weniger abhängig vom Anzeigengeschäft. Das ist ein Grund, warum die taz derzeit relativ gut da steht, während andere Medienunternehmen – wie etwa die FAZ – gerade sehr mit den Zeitläufen kämpfen. Die Auflage der taz ist derzeit zufriedenstellend. Das liegt zunächst an der Abo-Situation (siehe Bull-Analyse). Die taz ist eine Abonnementszeitung: 80 Prozent der Auflage wird im Abo bezogen. Am Kiosk werden im Schnitt täglich etwa 10.000 tazzen verkauft.
Dennoch hat der Kioskverkauf eine immense Bedeutung. „Am Kiosk lernen die Leute die taz kennen“, sagt der stellv. Chefredakteur Thomas Eyerich, „im Abo lernen sie sie lieben.“ Etwas unprosaischer formuliert: GelegenheitskäuferInnen können vom Nutzen eines Abos überzeugt werden. Wenn sie das partout nicht wollen, sollen sie überall spontan nach Bedarf zugreifen können. Die bundesweite Präsenz ist auch für Werbeleiter Willi Vogelpohl wichtig. „Der Kiosk ist unser bester Werbeträger“, sagt Vogelpohl. Zwei Dinge sind ihm besonders wichtig: 1. „Die taz muss bundesweit überall präsent sein.“ 2. „Die taz muss zwischen Frankfurter Rundschau und FAZ schön platziert sein.“
Derzeit liegt die taz an etwa 10.000 Verkaufsstellen in der Republik aus. Wer sie trotzdem mal vergebens gesucht hat, dem sei Folgendes erklärt: Nur dort, wo die taz auch gekauft wird, ist sie auf Dauer präsent. Jeden Herbst macht der taz-Vertrieb eine Verteilererweiterung. Gibt es aber an einem neuen Kiosk keine Nachfrage, fliegt die taz dort wieder aus dem Angebot.
Mit einer dreiwöchigen Kioskaktion „Die ganze taz zum halben Preis“ wurde gerade in Berlin der Kioskverkauf täglich um etwa 80 Prozent gesteigert. Der halbe Preis kostete die taz natürlich letztlich Geld. Damit wurde aber das Ziel erreicht, den überarbeiteten Berliner Lokalteil plus vierseitigem Kultur- und Programmguide tazplan neuen Lesern vorzustellen. Gut, aber: „Darüber hinaus geht es natürlich um nachhaltig bessere Verkäufe“, sagt Vertriebschefin Gabriele Winter. Das wurde in der ersten Woche nach der Aktion erreicht. Winters Fazit: „Diese Aktion war erfolgreich. Wir werden das im September auch in Bremen und Hamburg machen.“
Wer die Liste der erfolgreichsten tazzen am Kiosk analysiert (siehe nebenstehenden Kasten), findet 2002 auf Platz 1 die Montagausgabe nach der Bundestagswahl. Danach folgen bis Platz 49 mit einer Ausnahme nur noch Samstagsausgaben.
Daraus kann man zweierlei ableiten. Erstens: Die Samstagsausgabe ist die mit Abstand beliebteste Ausgabe der Woche. Zweitens: Bei wichtigen Ereignissen wird die taz besonders gebraucht. In der Frühzeit der taz war das die Aufarbeitung von „Blaulichtereignissen“, wie Geschäftsführer und Gründungsmitglied Kalle Ruch das rückblickend nennt. Zuletzt waren es der 11. September (2001), die Bundestagswahl (2002) und der Krieg gegen den Irak (2003). „Da wollen viele Leute wissen: Was schreibt die taz?“, sagt Ruch. Der Krieg gegen den Irak hat am Kiosk über Wochen für verstärkte Nachfrage gesorgt.
Übrigens: Wer die taz an seinem Kiosk sucht und bisher nur andere Überregionale findet – bitte an den taz-Vertrieb werden (www. taz.de oder vertrieb@taz.de). Wir ändern das.