unterm strich
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Der palästinensische Schriftsteller Mahmud Darwisch und der israelische Psychologieprofessor Dan Bar-On sind gestern mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück geehrt worden. Nach dem Urteil der Jury setzen sich die beiden Geehrten in ihren Heimatländern für eine Verständigung und ein friedliches Miteinander ein. „Es ist aber noch nicht die Zeit zu feiern“, sagte Bar-On bei seinem Eintreffen in Osnabrück am Donnerstagabend. Für den erkrankten Schriftsteller Darwisch nahm der Diplomat Abdallah Frangi die Auszeichnung entgegen.

Aus Sicht von Bar-On und Frangi ist Frieden im Nahen Osten ohne eine engagierte internationale Einmischung nicht möglich. „Allein können wir den Konflikt nicht lösen“, betonte Frangi in Osnabrück. „Jemand muss uns voneinander trennen.“ Zwei Staaten seien ein Muss zur Lösung des Konflikts, sagte Bar-On dazu. „Doch werden beide Völker auch danach noch auf Hilfe angewiesen sein, um die Vergangenheit verarbeiten zu können. Ohne Feind müssen sie sich neu definieren und einen neuen Lebenssinn finden“, so der 65-jährige Wissenschaftler, der an der Ben-Gurion-Universität in Beer-Scheva als Traumaexperte arbeitet.

Der russische Schriftsteller und Menschenrechtler Anatoli Pristawkin hat die mitleidlose Behandlung des Millionenheers von Strafgefangenen in seinem Land beklagt. In Russland würden jedes Jahr etwa 5 Millionen Menschen in Untersuchungshaft gehalten, sagte Pristawkin am Freitag in Moskau. „Wer im Gefängnis sitzt, fleht um Gnade und ruft um Hilfe. Die anderen draußen versuchen, nichts davon wahrzunehmen, und fordern schlimmstenfalls schärfere Strafen“, so der Berater von Wladimir Putin zu Amnestiefragen. Pristawkin leitete ab 1992 die vom damaligen Präsidenten Boris Jelzin berufene Begnadigungskommission, die er selbst eine „Insel der Barmherzigkeit in einem Meer von Grausamkeit“ nannte. 2001 wurde die Kommission auf Druck der Bürokratie abgeschafft. Seine Einblicke in den russischen Strafvollzug verarbeitete Pristawkin literarisch in dem Buch „Ich flehe um Hinrichtung“ (Luchterhand, München 2003).

Die traditionsreiche Bonner Buchhandelsgruppe Bouvier Gonski ist pleite. Das 175-jährige Familienunternehmen meldete beim Amtsgericht Insolvenz an, wie Prokurist Richard Feldmann am Freitag der dpa in Bonn bestätigte. Das Unternehmen sei überschuldet und zahlungsunfähig. Die Läden in Bonn, Köln, Koblenz, Siegburg, Euskirchen und Hamm würden wie bisher weitergeführt. Für Kunden ändere sich nichts. Die Kette hat 280 Beschäftigte.