: Fairnessmobil in Asseln
Im Dortmunder Osten warb eine Initiative für den Schuldenerlass bei den ärmsten Ländern der Welt. In die Innenstadt traute man sich nicht
AUS DORTMUND HARALD SCHÖNFELDER
Die Ladenlokale an der Hauptstraße im Dortmunder Stadtteil Asseln stehen leer, die Straße selber ist ein einziges Schlagloch. Hier hat am Freitag das Fairnessmobil Halt gemacht. Der Grund für seine Reise durch 15 deutsche Städte sind die Schulden der ärmsten Länder der Erde.
Etwa 1.000 Kirchengemeinden und Eine-Welt-Initiativen plädieren für einen Schuldenerlass und werben dafür mit den Fairnessringen. Das ist eine Art Unterschriftenliste, mit der die Initiative unterstützt wird.Die beschrifteten Ringe sollen Anfang Juni an Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) übergeben werden, bevor er zum nächsten G8-Gipfel abfliegt. 150.000 Mitstreiter sollen es bis dahin werden und die Chancen stehen gut. In Dortmund sind am Freitag einige tausend dazu gekommen. Über einander getürmt sind die bisher angesammelten Ringe über 300 Meter hoch. „Das ist höher als die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt“, freut sich Initiator Ulf Schlüter, evangelischer Pfarrer in Asseln. Das Ziel sei, dass sich Schröder wirklich für einen Schuldenerlass auf Sea Island in USA einsetzt.
Unterschriften wurden schon auf dem Börsenplatz in Frankfurt gesammelt und in Leipzig in der Nikolaikirche. Jetzt im unbekannten Dortmunder Osten. „Wir haben vom Weltkreis Asseln die Aktion übernommen“, sagt Schlüter. Es kämen aber auch Menschen aus anderen Gemeinden um die Ringe abzugeben. Für eine Veranstaltung in der Dortmunder Innenstadt habe wohl der Mut gefehlt und so schmore man etwas im eigenen Saft. Immerhin sorgt das Figurentheater für ein wenig Aufmerksamkeit. Mehr als fünf Fußgänger sehen allerdings nicht zu. Auch die Musik, die später gespielt wird, lockt niemanden, nur ein paar Rentner bleiben kurz stehen. Im Hintergrund dröhnt der Feierabendverkehr. Anders lief es einen Tag vorher in Münster. Zwischen Kaufhäusern und dem Stadthaus stand dort das Fairnessmobil. „Wir hatten sehr gute Laufkundschaft“, sagt Schwester Ursula-Maria von Tils, die mit anderen die Aktion organisiert hat. 200 Passanten hätten in anderthalb Stunden unterschrieben.
Zur Stadt Choma im ostafrikanischen Sambia unterhält Dortmund eine Partnerschaft. Das Land hat sieben Milliarden Dollar Schulden, lächerlich wenig im Vergleich mit Deutschland. Doch dort hat das schlimme Folgen. Die Menschen leiden. Es gibt keine vernünftige Gesundheitsversorgung mehr, es muss wieder Schulgeld bezahlt werden. Deshalb bekommen viele Kinder keine Ausbildung, haben keine Zukunft. „Doch ein Schuldenerlass allein hilft wenig“, sagt Schlüter, denn wegen der korrupten Regierungen käme bei der Bevölkerung nur wenig von dem Geld an. Eine der Forderungen sei, dass die Entschuldung unter Beteiligung von NGOs (Non-Government-Organisations) transparent gemacht werden soll, damit das Geld nicht den privaten Reichtum Weniger vermehrt.