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Archiv-Artikel

Kein Zeitpunkt für olympische Spielereien

Sportminister Michael Vesper (Grüne) hinterfragt nach dem Leipziger Olympia-Aus die nationalen Kriterien – und lässt eine neuerliche Bewerbung Nordrhein-Westfalens offen. Zuschüsse für die World Games 2005 werden bewilligt

taz: Herr Vesper, wie sieht es nach dem Aus für Leipzig mit einer NRW-Bewerbung 2016 aus?

Michael Vesper: Zunächst müssen wir analysieren, wo die Ursachen liegen. Jetzt den Finger für 2016 zu heben ist schlechter Stil.

Wie beurteilen Sie die Entscheidung des IOC?

Es ist bedauerlich, dass Deutschland mit Städten wie Havanna ausgeschieden ist. Die Bewerbung Leipzigs war gerade in den weichen Faktoren gut. Allerdings hat die nationale Evaluierungskommission Leipzig auch Bestnoten gegeben, wo das IOC sehr deutlich gemacht hat, dass es nicht reichen könnte – wie in Infrastruktur, Verkehr oder Unterbringung. Die Kommission muss sich fragen lassen, warum sie offenbar die Realitäten so anders wahrgenommen hat.

Wäre denn die Bewerbung einer Region Rhein-Ruhr sinnvoll, oder würden Sie sich auf eine Stadt festlegen?

Wir müssen die Reihenfolge einhalten. Erster Schritt ist die Entscheidung des IOC im Sommer 2005. Sollte eine europäische Stadt den Zuschlag für 2012 bekommen, sieht es schon schwieriger aus. Im zweiten Schritt wäre zu entscheiden, ob Deutschland antritt. Erst dann können wir über eine Stadt aus der Rhein-Ruhr-Region nachdenken.

Es stehen einige internationale Meisterschaften an. Könnten die eine Olympiabewerbung unterstützen?

Jede Sportgroßveranstaltung ist eine Bewerbungsschrift. Für Olympia fallen naturgemäß die olympischen Sportarten besonders ins Gewicht. Wir haben die Weltreiterspiele 2006 in Aachen, die Kanu-WM 2007 in Duisburg und die Hockey-WM 2006 in Mönchengladbach. Die Handball WM 2007 und die Fußball-WM 2006 finden ebenfalls zum großen Teil in NRW statt.

Sie haben die Großereignisse in NRW erwähnt. Welche Rolle spielen die World Games 2005 in Duisburg?

Sie sind eine internationale Großveranstaltung. Wir haben nach dem Scheitern der Olympiabewerbung gesagt, dass wir nicht nachlassen werden, uns für den Sport zu engagieren – in der Breite wie in der Spitze. Dazu gehören auch die World Games.

In dieser Woche hat sich das Landeskabinett abschließend mit der Finanzierung der World Games befasst, zu welchem Schluss sind Sie gekommen?

Das Land wird sich mit insgesamt 2,4 Millionen Euro an den World Games beteiligen. 1,8 Millionen Euro davon werden in den Haushalt 2004 eingebracht. Hinzu kommen zwei Millionen vom Bund, damit müssten die Spiele machbar sein.

INTERVIEW: HOLGER PAULER