: Alte Lügen, unkommentiert
Betr.: „Gefangen ist niemand“, taz hamburg v. 15.5.
Dass die taz diesem profilierungsüchtigen, geifernden Thomasius auch ein Forum bietet, ist wirklich die Höhe. Als ob nicht schon Abendblatt und Bild uns über Wochen das altbekannte Lied des Teufelskrauts Cannabis und des großen Inquisitors Thomasius geboten hätten, als ob es überhaupt über Jahrzehnte keine unheilige Allianz zwischen Boulevardjournalismus, „Krieg den Drogen“ und stets besorgten, doch völlig inkompetenten Politikern und der grundsätzlichen Heuchelei einer in mehrfacher Hinsicht „süchtigen“ Gesellschaft gegeben hätte – während man die KonsumentInnen, in deren Interesse man doch vorgeblich handelt, kriminalisierte.
Nein, die taz bietet Thomasius eine ganze Seite, lässt seine pseudo-wissenschaftlichen Sprüche unkommentiert und unhinterfragt, vergisst einfach, wie methodisch höchst fragwürdig bereits seine Ecstasy-Studie war und seine „Erkenntnisse“ nun erneut sind – lässt er sich doch nur über die vergleichsweise wenigen aus, die bei ihm aufschlagen bzw. aufgeschlagen werden; verallgemeinert er nur in bester Manier, doch was schert das die taz?
Ihr gebt denjenigen eine Forum, die euch selbst, ob eurer bislang jedenfalls meistens differenzierten Berichterstattung zum Thema illegalisierte Drogen, speziell Cannabis – kennt ihr sie noch, eure Titelseite „Rauchzeichen aus Karlsruhe“ – als schuldig an der „Cannabis-Welle“, als Verharmloser schelten würden ...
Natürlich gibt es Menschen, insbesondere Jugendliche, die Probleme mit Cannabis haben, und ihnen sollte geholfen werden. Aber das ist kein Grund, solchen Lordsiegelverwahrern und Apologeten einer repressionistischen Drogenpolitik wie Thomasius, deren Methoden sich mühelos einreihen in die jahrzehntelange „Krieg den Drogen“-Rhetorik, kommentarlos eine ganze Seite zu geben.
Hat die taz nicht mitbekommen, dass in den Medien seit Jahren hinsichtlich (illegalisierter) Drogen ein Rollback läuft, dass wieder gelogen werden darf, mit irgendwelchen Mäusen und Ratten-Erkenntnissen – es gibt keine neuen Forschungsergebnisse, nur eine Neuauflage alter Lügen – von „genmanipuliertem Gras“, von Dramatik und Entsetzen schwadroniert wird? Nein, ganz rührig gibt sich die taz mal als Anti-Drogen-taz. Schick! Wer kommt als nächstes? (...) Uwe Scholz