: Planen nach der Ära Strieder
Berlins neue Bausenatorin Junge-Reyer im taz-Interview: Nach ihrer Ansicht ist Zumthors Entwurf zur Topographie realisierbar. Das Kulturforum soll umgebaut, der Plattenbau-Abriss fortgesetzt werden
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Die NS-Dokumentationsstätte „Topographie des Terrors“ hat nach Ansicht von Berlins neuer Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer doch noch die Chance, nach den Plänen des Architekten Zumthor gebaut zu werden. Nach der Prüfung des Entwurfs sei ihre Verwaltung zu dem Ergebnis gekommen, „dass die Planung realisierbar ist“. Diese Machbarkeitsstudie werde derzeit vom Bund, Mitfinancier des 38-Millionen-Euro-Projekts, begutachtet. Gleichzeitig sei Berlin dabei, die Kostensicherheit zu klären. Danach werde „gemeinsam“ mit dem Bund über die Frage, ob Zumthor gebaut wird, endgültig entschieden. „Wenn dem so ist, haben wir die Verpflichtung, den Bau so zügig wie möglich zu Ende zu bringen“, sagte Junge-Reyer im taz-Interview.
Die Bausenatorin machte klar, dass eine Erhöhung der Bausumme aber nicht in Frage kommt. Zumthor jenseits dieser „Obergrenze“ sei nicht verhandelbar. Zugleich ließ sie offen, ob der Bund als Bauherr zukünftig gänzlich bei dem Projekt einspringen sollte.
Junge-Reyer sprach sich auch für den Abriss der Piazzetta am Kulturforum und für dessen gesamte Umgestaltung aus. „Die Attraktivität der kulturellen Angebote steht in einem Missverhältnis zur Attraktivität des Ortes“, sagte sie. Sie forderte einen breiten Dialog aller für den Unort. „Wir müssen das Kulturforum neu begreifen lernen, und das nicht nur aus der Perspektive der Planer, sondern aus dem Blickwinkel der zukünftigen Besucher des Kulturforums.“
Schließlich plädierte die Bausenatorin für den Abriss von leeren, verwahrlosten Wohnblöcken im Ostteil. Zugleich müsse ein „Stadtumbau“-Konzept diskutiert werden, um die Menschen in den schrumpfenden Stadtteilen zu halten.
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