piwik no script img

Archiv-Artikel

Ferne Hoffung für Nahost

Israel zieht sich aus Teilen des Gaza-Streifens zurück. Übergabe von Bethlehem an die Palästinenser angekündigt. Al-Aksa-Brigaden stimmen nach Fatah, Hamas und Dschihad dem Waffenstillstand zu

GAZA/JERUSALEM dpa/taz ■ Israel und die Palästinenser haben erste wichtige Schritte zur Umsetzung des internationalen Nahost-Friedensplans unternommen. Die israelischen Streitkräfte übergaben der palästinensischen Polizei gestern die Kontrolle über die zentrale Fernstraße im Gaza-Streifen. In der Nacht zog sich die Armee aus Beit Hanun im Norden des Gaza-Streifens zurück. Sicherheitsvertreter beider Seiten vereinbarten überdies, auch die Kontrolle über Bethlehem im Westjordanland bis morgen an die Palästinenser zu übergeben.

Die Fatah-Bewegung des Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat hatte sich am Sonntagabend mit der Verkündigung einer Waffenruhe den Extremistengruppen Hamas und Dschihad angeschlossen. Die Fortschritte wurden überschattet von einem neuen Anschlag der radikalen Al-Aksa-Brigaden bei Dschenin im Westjordanland, bei dem ein rumänischer Gastarbeiter ums Leben kam. Die der Fatah nahe stehenden Brigaden schlossen sich erst am Nachmittag der Waffenruhe mit Israel an.

Der palästinensische Sicherheitschef Mohammed Dachlan und sein israelischer Gesprächspartner Amos Gilad vereinbarten grundsätzlich die Übergabe Bethlehems an die Palästinenser. Vertreter beider Seiten wollen heute die Details des Abzugs klären. Der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofas äußerte die Hoffnung, dass die Palästinenser sich an ihre Verpflichtungen halten, damit Israel sich aus weiteren Städten des Westjordanlandes zurückziehen könne.

Nach Angaben des israelischen Rundfunks wollen Ministerpräsident Ariel Scharon und sein palästinensischer Amtskollege Mahmud Abbas sich heute in Jerusalem treffen. Von palästinensischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Es wäre das erste Treffen seit dem 4. Juni.

Auch in der Häftlingsfrage deutete sich Bewegung an. Scharon wies den Inlandsgeheimdienst Schin Bet an, in den kommenden Tagen eine Liste palästinensischer Sicherheitshäftlinge auszuarbeiten. Anhand der Liste solle entschieden werden, welche der Gefangenen freigelassen werden können, berichtete der israelische Rundfunk. Scharon hatte der US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice am Sonntag zugesagt, als Zeichen des guten Willens palästinensische Häftlinge freizulassen.

brennpunkt SEITE 3, meinung SEITE 12