Genfood unter Druck

Greenpeace veröffentlicht Liste mit Herstellern genveränderter Lebensmittel. Verbraucher sollen selbst entscheiden können

von GERNOT KNÖDLER

Die Lebensmittelhersteller in Deutschland scheinen sich auf die Ablehnung gentechnisch veränderter Lebensmittel durch die Verbraucher einzustellen. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage von Greenpeace unter 216 Lebensmittelherstellern versicherten 170, sie verwendeten keine gentechnisch veränderten Zutaten. Lediglich 18, darunter bekannte Firmen wie Aldi, Tengelmann oder Essig-Kühne aus der Stresemannstraße, wollten den Verkauf von Genfood nicht ausschließen.

Greenpeace kämpft seit Jahren gegen die Ausbreitung der Gentechnik in der Landwirtschaft, weil diese die Umwelt gefährde: Die Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen könne nicht kontrolliert werden, wie die bisherigen Erfahrungen zeigten. Überdies wüssten die Gen-Manipulateure nicht, was sie tun, wenn sie Organismen verändern. Die Wissenschaft habe viel von der Wirkungsweise der Gene noch nicht verstanden, so dass bei Genveränderungen „immer wieder unerwartete Effekte aufgetreten“ seien, wie Henning Strodthoff von Greenpeace im Elbspeicher sagte.

Das Argument, Genmanipulationen seien nötig, um die Weltbevölkerung zu ernähren, wies Strodthoff zurück: Entscheidend sei der Zugang der Bauern zu Wasser, Land, Märkten und Bildung.

Die Umweltschützer aus der Großen Elbstraße setzen bei ihrem Kampf auf die Mündigkeit der Bürger. 70 Prozent der EU-Bevölkerung lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Ihnen soll durch entsprechende Informationen die Möglichkeit gegeben werden, Genfood zu meiden. „Verbraucher sollen die Wahl haben“, sagte Corinna Hölzel vom Greenpeace-Einkaufsnetz, der Verbraucher-Organisation von Greenpeace.

Um das zu gewährleisten, wird das Europäische Parlament heute einen Vorschlag der EU-Kommission diskutieren, nach dem Genfood besser gekennzeichnet werden soll. Die Liste von Greenpeace will Hölzel nicht als Boykott-Aufruf verstanden wissen, aber als Handreichung, um durch das eigene Einkaufsverhalten oder das Schreiben von Briefen das Angebot der Hersteller zu beeinflussen.

Nach Angaben der Umweltschützer hat bereits die Umfrage Veränderungen ausgelöst. „Es gab während der Erstellung der Liste eine große Dynamik“, erinnerte sich Hölzel. So sei zum Beispiel die Firma Pepsi im Verlauf der Gespräche von der roten auf die grüne Liste derjenigen gewechselt, die versprechen, keine gentechnisch veränderten Zutaten zu verwenden. Andere Unternehmen seien auf die gelbe Liste gewandert: Sie versicherten, in Zukunft kein Genfood mehr anzubieten. Hölzel: „Die Gelben sind für uns auf dem richtigen Weg.“

Nicht abgefragt hat Greenpeace, ob die Firmen beim Prozess der Lebensmittelherstellung, Produkte gentechnisch veränderter Organismen verwenden, etwa Enzyme. Auch ob die verwursteten Tiere mit Genpflanzen gefüttert wurden, haben die Umweltschützer nicht erfragt.