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Archiv-Artikel

Politische Bildung im Knast

betr.: „Die taz muss ins Gefängnis“, taz.mag vom 15. 5. 2004

Ich bin Insasse in einer Jugendstrafanstalt in Berlin und mir wurde ein taz-Abo geschenkt. Ich bin noch nicht lange in Haft, werde es auch nicht lange bleiben. Wie wichtig Zeitungen für einen Gefangenen sind, ist nur schwer beschreibbar. Man hat fast keinen Zugang zur Außenwelt. Ich hatte mir die taz immer am Kiosk gekauft, bei der Arbeit versorgte mich das Internet. Hier habe ich ein Radio, Fernsehen gibt es nur mal für eine Stunde am Tag, die meiste Zeit liest man.

Ich selbst war berufsmäßig im Internet tätig bei globalisierungskritischen Organisationen. Mit Spannung verfolge ich die Debatte über das Internet in Gefängnissen. In der JSA Plötzensee werden Gefangene nicht mit dem Internet vertraut gemacht, selbst die Möglichkeit, Schriftstücke am Computer zu verfassen, bietet sich nicht. Es gibt hier zwar einen Computerkurs, jedoch nur auf mehrmalige Anfrage mit begrenzter Teilnehmerzahl von 20 Personen. Bei 600 Gefangenen ist das mehr als lachhaft.

Vom Freiabo hatte ich leider noch nichts gehört. Eine solche Einrichtung ist dringend notwendig, denn Bildung, speziell politische Bildung, wie man sie durch die taz erlangt, wird hier nicht angeboten. NICO WEHNEMANN, Berlin

Schon seit einigen Jahren erhalte ich als Gefangener dankenswerterweise ein Freiabo der taz, und auf diesem Weg möchte ich den SpenderInnen und der taz herzlich danken!

Ich sitze hier in Isohaft, das heißt, 23 Stunden am Tag in der Einzelzelle („Fluchtgefahr“), ohne Fernseher, ohne CDs – aber mit der taz. Wer sich näher, auch über das Thema Knast, informieren möchte, kann dies gerne zum Beispiel über meine Homepage tun: www.freedom-for-thomas.de. THOMAS MEYER-FALK, Bruchsal