Mensch ärmer als Kuh

In Kopenhagen wird gleich auf zwei Konferenzen gegen Geldverschwendung gekämpft – mit konträrem Ergebnis

KOPENHAGEN taz ■ Jeder Dollar, der in die Verwirklichung des Kioto-Protokolls gesteckt wird, ist hinausgeworfenes Geld. Das hat gestern Björn Lomborg zum Auftakt der von ihm initiierten und heftig umstrittenen Konferenz „Copenhagen Consensus“ zum Ausdruck gebracht. Überraschend widersprachen ihm gestern die von ihm angeheuerten Experten. Gegen den Klimawandel etwas zu tun sei hochprofitabel, sagte etwa der US-Ökonom William R. Cline. Nur profitierten davon erst die Urenkel.

Am heftigsten wurde Lomborg allerdings auf der unter anderem von Attac organisierten Gegenkonferenz „Global Conscience“ kritisiert, die gestern bereits zu Ende ging. Ricardo Navarro, Direktor eines Projektes für angepasste Technologie in El Salvador: „Nach dem Ansatz wäre es ja am billigsten, die Armen totzuschlagen.“ Lomborg wolle Wachstum – verbunden mit „smartem Kolonialismus“. Die Teilnehmer von Global Conscience forderten die OECD-Länder auf, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Entwicklungshilfe zu stecken. Das ist ein UN-Richtwert, den nur Dänemark, Norwegen, Schweden, Luxemburg und die Niederlande einhalten. Navarro: „Der Westen hat 1 Dollar für soziale Arbeit und 1.000 Dollar für Waffen.“

Militärausgaben kürzen! – das forderten auch Klaus Töpfer, Direktor des UN-Umweltprogramms, und EU-Umweltkommissarin Margot Wallström auf der Global Conscience. Töpfer sagte zudem: Solange eine Kuh in Europa täglich zwei Dollar mehr an Subventionen bekommt, als Milliarden Menschen Geld zum Leben haben, „haben wir von der Armut nichts begriffen“. REINHARD WOLFF