Schnupperkurs mit internationalem Flair

Mit dem VfL Wolfsburg steigt morgen der erste deutsche Bundesligist in den an Bedeutung zulegenden UI-Cup ein

BERLIN taz ■ „Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat Hermann Hesse einst gedichtet, und diese Worte sind berühmt geworden, weil sie so voller Wahrheit stecken. Zumindest fast allem Anfang muss nun der geneigte Fußballfreund einschränken, denn der Anfang einer neuen Fußballsaison hat wenig Zauberhaftes. Hier fristet der UI-Cup sein Dasein, und der besitzt ungefähr so viel Charme, wie ein Pflichtbesuch beim Einwohnermeldeamt. So jedenfalls die gemeinhin verbreitete Meinung.

„Der UI-Cup hat nicht das Zeug für einen Traum, er ist nicht mehr als ein durchgebrochener Strohhalm, um vielleicht am internationalen Kuchen naschen zu dürfen“, sagte Holger Hieronymus, noch im vergangenen Sommer Sportdirektor des HSV, damals. Er gilt als Cup der Verlierer, als sommerliches Nachsitzen für jene, die die direkte Qualifikation für den Uefa-Cup verpasst haben.

Als erste deutsche Mannschaft steigt morgen der VfL Wolfsburg beim bulgarischen Team Marek Dupnitza in der zweiten Runde ein (17,15 Uhr, Eurosport), während Werder Bremen und Schalke 04 sich aufgrund besserer Platzierungen in der Uefa-Fünfjahreswertung noch eine Runde schonen dürfen. In diesem Jahr indes mag niemand über den Wettbewerb jammern. Josef Schnusenberg, Finanzvorstand des FC Schalke 04, findet gar: „Eigentlich ist das der beste Weg, um international Geld zu machen.“ Innerhalb von sechs bis acht Partien kann man das erreichen, was für viele Klubs als großes Ziel einer langen Bundesligasaison ausgerufen wird: die Qualifikation für den Uefa-Pokal.

Hauptgrund für das ramponierte Image des UI-Cups ist das Empfinden, die wichtige Vorbereitung, in der die Grundlagen für die lange Saison gelegt werden müssen, könne gestört werden. „Da müssen wir umdenken. Jetzt, wo es in der Bundesliga nur noch fünf Plätze gibt, die in die europäischen Wettbewerbe führen, wird der UI-Cup immer wichtiger. Davon wird auch der Ruf beeinflusst werden“, glaubt Bremens Sportdirektor Klaus Allofs. Das Argument mit der gestörten Vorbereitung lässt er nicht gelten. Als leuchtendes Beispiel dafür, dass der Wettbewerb durchaus gut verkraftet werden kann, diene das Team des VfB Stuttgart, das sich hier im vergangenen Jahr für den Uefa-Pokal qualifizierte, dort zwar im Achtelfinale scheiterte, sich aber den Feinschliff für die überaus erfolgreiche Saison holte.

Denn gerade für junge Spieler hat der Wettbewerb eine Menge Vorzüge. Es gibt internationales Flair zu schnuppern, Erfahrungen mit dem K.o.-System, und auch für die Fans können tolle Spiele heraus springen. Bis zu drei Heimspiele können die Teilnehmer selbst vermarkten, die Arena AufSchalke „ist schon jetzt für alle Partien ausverkauft“, sagt Schnusenberg, und auch wenn die Karten verbilligt sind, „werden wir mit einer vollen Arena, Fernsehübertragungen und den damit verbundenen Vermarktungsmöglichkeiten gute Einnahmen haben.“ In Wolfsburg und Bremen sieht man das nicht ganz so optimistisch: „Lohnen kann sich das erst im Halbfinale mit einem attraktiven Gegner“, verkünden Wolfsburgs Manager Peter Pander und Allofs unisono.

Werder Bremen könnte es in Runde drei mit dem FC Nantes zu tun bekommen. Schalke wird in der dritten Runde gegen KF Partizani (Albanien) oder Dacia Chisinau (Moldawien) spielen. Danach werden sechs Halbfinals ausgelost, in denen Klubs wie der AC Perugia, OGC Nizza, Brescia Calcio, RC Lens, Villarreal CF oder Racing Santander vertreten sein können.

Aber auch die vielfach als mühsam empfundenen Runden zuvor erfüllen durchaus einen hehren Zweck. Wie im DFB-Pokal, wo die Kleinen ihre Chance gegen die Großen bekommen, wäre ein Besuch in der Arena AufSchalke für Spieler und Fans von KF Partizani wohl ein Highlight, das auf Jahre unvergessen bleibt. Es ist auch ein Wettbewerb, der den Zusammenhalt des europäischen Fußballs stärkt. Aus albanischer Perspektive ist der Zauber des UI-Cup also ganz schön groß.

DANIEL THEWELEIT