: Friedrichskoog kratzt an der Kurtaxe
Dithmarscher Ort hat die Strandbenutzungsgebühr abgeschafft und kassiert jetzt auf dem Parkplatz hinterm Deich ab. Grüne wollen jetzt auch anderswo die Taxe loswerden. Kurdirektoren im Norden halten dagegen
Der Ort Friedrichskoog in Dithmarschen sorgt für Gesprächsstoff im Ferienland Schleswig-Holstein. Seit dort mit Beginn der Hauptsaison die Standbenutzungsgebühr abgeschafft wurde, hat auch an der Ostseeküste die Forderung nach einem Aus für die ungeliebte Kurtaxe neue Nahrung erhalten. So fordern Bündnis 90/Die Grünen in Lübeck den freien Strand für freie Bürger. Kurdirektoren dagegen halten den Verzicht auf die Abgabe für unrealistisch.
Nun übt allerdings Friedrichskoog keinen Verzicht. Wenn auch die Benutzung des Grünstrandes jetzt frei ist, müssen die Gäste stattdessen auf dem Parkplatz hinter dem Deich bis zu sechs Euro pro Tag zahlen. „Wir haben den Parkplatz am Strand ausgebaut und müssen zur Refinanzierung Parkgebühren erheben. Um den Eindruck zu vermeiden, dass wir unsere Gäste dreimal zur Kasse bitten – nämlich auf dem Parkplatz, bei der Strandabgabe und bei den Strandkörben – haben wir den Strand freigegeben“, erläutert der Büroleiter der Gemeinde, Andreas Rohwedder. Ein erwachsener Autofahrer zahlt also für einen Tag am Strand statt bislang 1,50 Euro jetzt sechs Euro.
An der Ostseeküste liegen die Strandbenutzungsgebühren zwischen 1,60 Euro und 3 Euro. Das Parken in Strandnähe kostet im Schnitt einen Euro pro Stunde, in vielen Orten gibt es kostenlose Großparkplätze. „Die Lösung in Friedrichskoog ist eine Mogelpackung, von der wir nichts halten“, sagt der Kurdirektor von Grömitz, Olaf Dose-Miekley. „Wir wollen nicht den Leuten das Geld, was wir ihnen schenken, auf der anderen Seite aus der Tasche ziehen.“
Auch für den Kurdirektor von Travemünde, Uwe Kirchhoff, ist die Abschaffung der Strandbenutzungsgebühr kein Thema. „Wir halten jede Menge Infrastruktureinrichtungen für Gäste vor, die wir finanzieren müssen“, sagt Kirchhoff. „Wir nehmen pro Saison etwa 150.000 Euro an Strandbenutzungsgebühren ein. Diese Summe deckt etwa ein Drittel der Ausgaben“, sagt er. Das Modell aus Dithmarschen sei zudem ungerecht. „Der Übernachtungsgast muss ja weiterhin Kurtaxe zahlen, auch für die Strandbenutzung“, sagt er.
Die Geschäftsführerin des Ostseebäderverbandes, Katja Oldenburg, sieht keinen Anlass, die bisherige Linie des Verbandes in Sachen Kurtaxe zu ändern. „Die für 2004 geplante Ostseecard bleibt zwar eine Pflichtkarte, wird den Gästen aber ganz erheblich mehr bieten, als nur den Zugang zum Strand“, sagt sie. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) meint: „Ich persönlich bin zwar kein großer Freund der Kurabgabe. Aber ich sehe die Notwendigkeit, die Infrastruktur für Touristen zu finanzieren.“
Friedrichskoog rechnet damit, dass durch die Parkgebühren mehr Geld in die Kasse fließt als durch die Strandbenutzungsgebühren von zuletzt 45.000 Euro pro Saison. EVA-MARIA MESTER