baufälliges berlin
: Sparen bis zum Umfallen

Zwei Nachrichten, ein Problem: Die dringend notwendige Sanierung des Strandbades Wannsee verzögert sich, und der Ausbau der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) wird verschoben. Der Grund ist in beiden Fällen so banal wie ärgerlich: Kein Geld.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Denn in beiden Fällen geht der Sparkurs zu Lasten der Substanz der Stadt. Hier das denkmalgeschützte und weltberühmte Strandbad, das ein Touristenmagnet sein könnte, dort die Erweiterung der Fachhochschule. Die ist nicht nur vernünftig, weil Berlin in Forschung und Wissenschaft investieren muss, um überhaupt aus der Krise kommen zu können. Sondern auch, weil mit der Erweiterung der FHTW der Standort Oberschöneweide gestärkt würde. Berlins größte Fachhochschule soll nämlich auf dem Gelände des ehemaligen Kabelwerkes Oberspree konzentriert werden. In einer Gegend, die manch Bewohner selbstironisch „Schweineöde“ nennt, wäre dies immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Daraus wird, wie gesagt, vorerst nichts, weil kein Geld da ist. Wofür Geld da ist, ließ sich allerdings gestern im Internationalen Congress-Centrum (ICC) beobachten. Hier genehmigte das Land Berlin als Hauptaktionär der Bankgesellschaft den Aufsichtsratsmitgliedern des skandalgeschüttelten Konzerns eine saftige Erhöhung ihrer Aufwandsentschädigungen – statt 4.500 Euro gibt es nun 15.000 Euro jährlich.

Viel Geld ist das natürlich nicht, und auch im Landeshaushalt tauchen diese „Peanuts“ nicht auf. Dennoch ist die Erhöhung der Managerbezüge einer Bank, die am Tropf der Stadt hängt, höchst unsensibel – fehlt in Berlin das Geld doch an allen Ecken und Enden. Nicht nur in Wannsee und Schöneweide. Langsam geht’s an die Substanz. Es wird höchste Zeit, eine zukunftsorientierte Debatte „Wege aus dem Totsparen“ zu beginnen.