: Ernst Busch soll in Tempelhof landen
Gerade als sich eine Lösung abzeichnet, gibt es einen neuen Vorschlag für die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ – den Flughafen Tempelhof. Bislang waren Adlershof und die Chausseestraße im Gespräch. Jetzt drängt die Zeit
Die Debatte über einen neuen Standort für die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ hat eine unerwartete Wendung genommen. Am Mittwoch schlug der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses einen weiteren Standort vor: den ehemaligen Flughafen Tempelhof.
Der Vorschlag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich erstmals seit mehreren Jahren eine Lösung abzuzeichnen begann. Zuvor nämlich hatte der Senat in einem Vorschlag nur noch zwei Standorte erwähnt: ein Studio des ehemaligen DDR-Fernsehfunks in Adlershof sowie die Opernwerkstätten in der Chausseestraße.
„Mit dem neuen Standortvorschlag zieht sich das Verfahren nun noch weiter in die Länge“, kritisiert die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Abgeordnetenhaus, Alice Ströver (Grüne). Die Hochschule sucht seit rund sieben Jahren nach neuen Räumlichkeiten.
Derzeit finden Unterricht und Proben in vier über die Stadt verteilten Gebäuden statt. Die sind aber zum Teil in schlechtem Zustand – so mussten schon sanitäre Anlagen geschlossen werden, und in einige Gebäuden befindet sich Asbest. Dazu kommen die Fahrzeiten der Schüler und Lehrer zwischen den Gebäuden.
„Mit dem Standort Adlershof würden sich diese noch verlängern“, sagt Hochschulrektor Wolfgang Engler. Adlershof sei zu weit entfernt von den Kooperationspartnern der Schauspielschule, den Berliner Bühnen. Dazu kommt: „Wer fährt abends um Viertel nach neun noch nach Adlershof, um sich ein Stück anzusehen?“ Die Chausseestraße sollte daher, so der Gedanke, als zentraler Sitz die vier bisherigen Standorte vereinen – auch wenn die Studiobühne nicht mitziehen könnte.
Im Hauptausschuss wurde am Mittwoch allerdings ein Problem der Chausseestraße deutlich: Die Opernstiftung, der das Gelände gehört, will mindestens 10 Millionen Euro mit dem Verkauf einnehmen, um den Neubau der Opernwerkstätten an ihrem neuen Standort mitzufinanzieren. „Und die 10 Millionen hat niemand“, erklärt Ströver. Zudem sind auch die Gebäude auf dem Grundstück der Chausseestraße stark sanierungsbedürftig. Rektor Engler schätzt die Kosten dafür auf 4 Millionen Euro bei rund 18 Monaten Bauzeit.
Nun soll zunächst ein Gutachten die Möglichkeiten in Tempelhof ausloten, dann wird es einen neuen Senatsbericht geben. Ströver kritisiert dabei nicht nur die Verzögerung, sondern auch, dass ein zentraler Ort fehle, an dem alle Überlegungen zu Tempelhof zusammenfließen.
Engler findet die neue Idee dagegen „gewöhnungsbedürftig, aber tendenziell besser als Adlershof“. Wichtig ist ihm mittlerweile nicht nur der Standort, sondern auch die Zeit. Eigentlich könnte ein neues Gebäude jetzt schon stehen, und Schüler und Lehrer könnten umziehen. Wie es aussieht, werden aber 2009 nicht einmal die Planungen fertig werden. SVENJA BERGT