: Jetzt geht’s Zwickel an den Wickel
Führungskrise in der IG Metall. Vorwürfe gegen Gewerkschaftschef Zwickel: Vertrauensbruch und Täuschung. Der designierte Vorsitzende Peters weist Rücktrittsforderungen erneut zurück. NRW-Minister Schartau will für Spitzenamt nicht kandidieren
BERLIN taz ■ Der Machtkampf in der IG Metall eskaliert: Vor der Vorstandssitzung am Dienstag in Frankfurt steht erstmals auch der scheidende Vorsitzende Klaus Zwickel in der Kritik. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied Horst Schmitthenner warf Zwickel gestern Vertrauensbruch vor: „Ich fühle mich von Zwickel getäuscht. Wir hatten die Verabredung, das Scheitern des Streiks in Ostdeutschland zunächst intern zu analysieren“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Zwickel hatte am Donnerstag seinen Stellvertreter Jürgen Peters für das Streikdebakel verantwortlich gemacht und ihm den Rücktritt nahe gelegt.
Schmitthenner warf Zwickel machtpolitisches Kalkül vor und vermutet, dass es nur darum gehe, „Peters als Kandidaten für den Vorsitz zu verhindern“. Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine stellte sich hinter Peters: „Es ist doch allzu simpel zu sagen, jetzt müssen Köpfe rollen – dann wird alles gut“, sagte er der taz. Der gesamte Vorstand sei für die Niederlage im Osten verantwortlich. Der VW-Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert forderte indirekt sogar den Vorstand zum Rücktritt auf: „Wenn es personelle Konsequenzen geben muss, sollte sich der gesamte Vorstand der Verantwortung stellen.“
Peters hat auch gestern Rücktrittsforderungen zurückgewiesen. Zu Zwickels Äußerungen sagte er: „Jeder weiß, dass ich nicht der Kandidat des Kollegen Zwickel war, dass er immer versucht hat, mich zu verhindern.“
Doch der Druck auf Peters wird größer. Mehrere Vorstandsmitglieder sprachen sich nach einem Zeitungsbericht dafür aus, anstelle von Peters den nordrhein-westfälischen Arbeitsminister und SPD-Chef Harald Schartau an die Spitze der weltweit größten Industriegewerkschaft zu wählen. Doch Schartau sagte gestern, er stehe „definitiv nicht zur Verfügung“.
Einige Vorstandsmitglieder, die sich gegen Peters aussprachen, sehen aber auch in Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiter Berthold Huber nicht die Idealbesetzung. Huber soll auf dem Gewerkschaftstag im Oktober zu Peters’ Stellvertreter gewählt werden.
Das baden-württembergische Vorstandsmitglied Helmut Lense sagte, Peters müsse den Weg für einen Neuanfang der IG Metall frei machen. Auch der Betriebsratsvorsitzende von Porsche, Uwe Hück, forderte den Rücktritt von Peters: „Ich hätte Größe gezeigt und Konsequenzen im Interesse der Organisation gezogen“, sagte er der taz. THILO KNOTT
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