Bonner bleiben sich treu

Wie in den Jahren zuvor scheiden die Telekom Baskets im Playoff-Halbfinale aus und sorgen für Tristesse. Die Personal-Planungen für die neue Saison laufen bereits an

Zum ersten Mal seit 1997 wird der Deutsche Basketball-Meister nicht Alba Berlin heißen. Aber eben auch nicht Bonn

AUS BONNCHRISTIANE MITATSELIS

Gegen den Basketball-Frust wurden Bier und Grillwaren gereicht. Auf der Saison-Abschlussparty im Foyer der Hardtberghalle feierten die Bonner gestern Abend den Ausklang einer Saison der Telekom Baskets, die wieder einmal zu früh zu Ende ging – nämlich mit einer 63:76-Niederlage im fünften Spiel der Playoff-Halbfinale-Serie gegen die Frankfurt Skyliners. Klub-Präsident Wolfgang Wiedlich war schon gleich nach dem Spiel bemüht, die Sache so positiv wie möglich zu drehen. „Natürlich wäre noch mehr möglich gewesen, aber dass die Baskets sich diesmal so tief in die Herzen der Fans gespielt haben, zählt für mich mehr als alles andere.“ So etwas musste er wohl sagen. Doch auch er konnte die Tristesse der Bonner nicht gänzlich vertreiben.

Der Enthusiasmus des Publikums war am Dienstagabend wieder einmal enorm. Die 3.500 Zuschauer in der bebenden Hardtberghalle gaben wirklich alles, versuchten ihre Mannschaft zum Sieg zu treiben. Eigentlich müsste der Hauptsponsor den Baskets einen Extra- Zuschuss dafür zahlen, dass sich Tausendschaften von Menschen freiwillig in kreischendem Telekom-Magenta einkleiden. Doch auch der Farbschock zeigte keine Wirkung. Die Skyliners blieben cool, brillierten mit mannschaftlicher Geschlossenheit und aggressivem Defensivspiel. Kurzum: Sie waren einfach zu stark für die Baskets. Schon nach knapp zwei Minuten führte Frankfurt mit 11:2. Ein Vorsprung, dem die Bonner das ganze Spiel über erfolglos hinterherliefen.

Als es vorbei war, kauerten Bonner Fans auf dem Hallen-Parkett und heulten wie die Schlosshunde. Andere starrten einfach nur mit leerem Blick in die Ferne. Es hat tatsächlich etwas Tragisches: Seit ihrem Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 1996 glänzen die Bonner, die mit einem Jahresetat von geschätzten zwei Millionen Euro nicht gerade zu den reichsten Teams der Liga gehören, in der BBL-Hauptrunde stets mit guten Ergebnissen. So schlossen sie die reguläre Saison diesmal mit dem zweiten Tabellenplatz ab, im Vorjahr gar als Spitzenreiter. In den Playoffs sind die Baskets nun jedoch schon zum dritten Mal in Serie im Halbfinale gescheitert. Größte Erfolge der Bonner Vereinsgeschichte sind die Finalteilnahmen aus den Jahren 1997, 1999 und 2001.

Und wie jedes Jahr müssen die Bonner gleich nach dem Saisonende für die Zukunft planen. Wieder einmal werden sie vermutlich ein weitgehend neues Team zusammenstellen müssen. Aleksandar Nadjfeji wird bleiben, das ist sicher. Die Verträge der Leistungsträger Aleksandar Capin, Rimantas Kaukenas, Oluoma Nnamaka, Branko Klepac, Djordje Djogo und Peter Huber- Saffer laufen dagegen aus. Einigen der Akteure sollen, wie zu hören war, lukrative Angebote anderer Klubs vorliegen.

Mit solchen Dingen müssen sich die Frankfurter, die zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte im Finale stehen, erst einmal nicht herumschlagen. Wenn man sich Spieler aus Hessen am späten Dienstagabend so anschaute, konnte man meinen, sie seien mindestens schon deutscher Meister. Aus der Kabine des Basketball-Bundesligisten ertönten laute Freudenschreie sowie allerlei Gesänge. Mannschaftskapitän Pascal Roller stammelte nur: „Ich bin so froh, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Und: „Ich bin gespannt, was jetzt noch so alles passiert.“ Frankfurts Endspiel-Gegner ist der von Dirk Bauermanns trainierte GHP Bamberg, der Alba Berlin in der Max-Schmeling-Halle mit 93:68 deklassierte und damit das vollbrachte, wovon viele Menschen, vor allem außerhalb der Hauptstadt-Grenzen schon lange geträumt hatten. Zum ersten Mal seit 1997 wird der Deutsche Basketball-Meister nicht Alba Berlin heißen. Aber eben auch nicht Bonn.