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Archiv-Artikel

Späte Rache von Erfolg geprägt

Kritischer Polizist Thomas Wüppesahl im dritten Versuch wegen Verfolgung Unschuldiger verurteilt. Das Urteil beinhaltet die Entfernung aus dem Polizeidienst

Die Kräfte in der Polizei und der Staatsanwaltschaft, denen der Bundessprecher der Kritischen PolizistInnen, Thomas Wüppesahl, schon immer ein Dorn im Auge waren, scheinen ihr Ziel erreicht zu haben. Das Landgericht verurteilte Wüppesahl gestern wegen zweifacher Nötigung, Körperverletzung und Verfolgung Unschuldiger zu sieben Monaten Haft auf Bewährung. Zudem erkannte es ihm für zwei Jahre das Recht ab, ein öffentliches Amt zu bekleiden. Damit kommt das Urteil von Richter Holger Randel einer Entfernung aus dem Polizeidienst gleich. Wüppesahl kann jetzt nur auf eine Revision vorm Bundesgerichtshof hoffen.

Randel verwahrte sich dagegen, an einer Kampagne mitzuwirken: „Dieses Gericht ist in keine Verstrickung gegen Thomas Wüppesahl eingebunden“, so Randel, „hier geht es darum, dass sich ein Polizist in einem hohem Maße unethisch verhalten hat.“ Trotzdem verhilft er mit dem Urteil Staatsanwalt Udo Bochnik dazu, im dritten Versuch zum Ziel zu kommen.

Amtsrichter Siegfried Hübner hatte sich 2001 zunächst geweigert, die Anklage wegen der Verkehrsbagatelle und dem sich daraus ergebenen Disput überhaupt zuzulassen. Wüppesahl soll an einem Falschparker zu dicht vorbeigefahren sein und kurz darauf einen Lkw-Fahrer ausgebremst haben. Als beide ihn an einer Kreuzung attackierten und am Wegfahren hinderten, hatte der Kommissar seine Dienstmarke gezückt und dem Lkw-Fahrer eine Anzeige angekündigt. Das Dezernat Interne Ermittlungen hatte den Spieß umgedreht und Wüppesahl zum Beschuldigten gemacht. Das Landgericht zwang Hübner, den Fall 2002 doch zu verhandeln: Das Urteil lautete auf Freispruch, obwohl Bochnik zwölf Monate Haft und damit die Entfernung aus dem Polizeidienst verlangte.

Dass der 48-Jährige nicht nur für die Polizei, sondern auch für die Staatsanwaltschaft ein rotes Tuch ist, liegt in einem Fall von 1997 begründet. Damals arbeitete Wüppesahl im Dezernat für Wirtschaftskriminaltät. Bei Ermittlungen wegen Warentermingeschäften gegen eine Firma, in der die Tochter des Ex-Landgerichtspräsidenten Roland Makowka als Brookerin arbeitete, war Oberstaatsanwältin Barbara Korth für Makowka vorstellig geworden, um Infos zu bekommen. Die Razzia wurde ein Flop – Wüppesahl zeigte beide an. KAI VON APPEN