: Von Preis zu Preis
Umweltschützer schlägt neues Naturdenkmal in Mümmelmannsberg vor. Schon als Teenager hat er sich für den Park engagiert. Der wäre beinahe dem Transrapid geopfert worden
von GERNOT KNÖDLER
Gerald Meißner ist ein Meister im Jonglieren mit Preisen und guten Taten: Jeder guten Tat folgte ein Preis, der zu einer Verbesserung von Meißners Lieblingsgebiet, dem Park von Mümmelmannsberg, führte und ihn zu weiteren guten Taten inspirierte. Jetzt will er sein lebenslanges Engagement durch die Ausweisung eines Teils des Parks als Naturdenkmal krönen. Ein ausführlich begründeter Antrag liegt dem Naturschutzamt vor.
Meißner hat das Areal, das er zum Naturdenkmal erklärt sehen möchte, „Biotopverbund Steinfurths Diek“ genannt. Es bildet das Zentrum eines Wald-, Wiesen- und Röhrichtgebietes zu beiden Seiten der Glinder Au – dort, wo das Flüsschen die Autobahn nach Lübeck und Berlin unterquert. Obwohl das Gebiet nicht nur von Autobahn durchschnitten, sondern auch von den Siedlungen Sonnenland und Mümmelmannsberg eingezwängt ist, ist hier ein ungeheurer Artenreichtum festgestellt worden – eine Vielfalt, die aus der Kombination verschiedener Biotop-Typen auf kleinem Raum entstanden ist.
Der Naturschützer hat, wie er erzählt, bereits als vorpubertärer Teenager begonnen, sich für das Gebiet zu interessieren. „Ich bin so einer Art Ur-Mümmelmannsberger“, sagt Meißner, der erst vor kurzem aufs Land gezogen ist. Er und seine Freunde engagierten sich Anfang der 80er Jahre in der Öjendorfer Jugendgruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz (heute Nabu). Mit einem Bestimmungsbuch zogen sie los in die Wildnis. Sie dokumentierten den Vogelbestand und machten Vorschläge, wie er gesichert werden könnte. Dafür erhielten sie 1983 den Preis „Umweltschutz vor der Haustür“.
In der Folge habe das Tiefbauamt einen Teich graben und Schilfzonen schaffen lassen, erzählt Meißner, der das Gebiet danach aus den Augen verlor. Erst als er 1995, inzwischen Vater geworden, den Kinderwagen hier durchschob, erwachte sein Interesse von neuem: „Ich hab‘ das Gebiet gesehen und gedacht: Jetzt passiert mal wieder was!“
Obwohl viele der damaligen Vorschläge realisiert wurden, gab es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Meißner brachte zusammen mit den Kindern eines Bauspielplatzes Nisthilfen an. Das Projekt wurde bei der Vergabe des Hanse Umweltpreises mit einem Sonderpreis gewürdigt und erhielt von der Initiative „Danke!“ einen Förderpreis, mit dessen Hilfe eine Streuobstwiese geschaffen wurde.
Zusammen mit Jugendlichen des Vereins Rückenwind legte er einen Froschteich an, wofür es 2001 den Hanse-Umweltpreis gab. Mit Hilfe des Preisgeldes renaturierten Meißner und seine Helfer das Auffangbecken für die Autobahn, um so die gebänderte Prachtlibelle zu retten. „Dieser Kessel hätte wie das gesamte Gebiet dem Transrapid zum Opfer fallen sollen“, erinnert sich Meißner. Prachtlibelle, Landkärtchen – ein Tagfalter – und Aurorafalter wären samt und sonders verschwunden, glaubt er. Wieviel von den mehr als 160 Pflanzenarten, davon 16 auf der Roten Liste, noch übrig wären, ist offen.
Ein Schutz als Naturdenkmal – für ein Naturschutzgebiet ist das Areal zu klein – würde die Stadt verpflichten, sich um die Pflege zu kümmern. Meißner schlug vor, die Gesellschaft für Ökologische Planung (GÖP), den anerkannten Naturschutzverband, dem er heute angehört, mit der Betreuung zu beauftragen.