Kita-Dumping auf Zeit

Sozialbehörde will im Herbst 2.500 Krippenplätze zu Niedrigsätzen bewilligen. Kita-Träger gespalten

Die Sozialbehörde hat gestern allen Kita-Trägern ein Angebot für die Krippen unterbreitet. Demnach könnten ab August alle 2.500 Kinder berufstätiger Eltern einen Gutschein erhalten, wenn die Träger sich auf eine zeitlich befristete Senkung der Entgelte einlassen. Von August bis Dezember sollen die Plätze für die Kleinkinder dann zu den Kostensätzen der Elementarkinder (drei bis sechs Jahre) vergeben werden, ab Januar 2005 sollen dann die „Anlauf-Krippenplätze“ in reguläre umgewandelt werden.

„Es ist in 2004 einfach nicht mehr Geld da“, erklärt Behördensprecherin Anika Wichert. Ab 2005 würde dann „das Paket ganz neu geschnürt“. Da ab dem 2. Juni neue Verhandlungen mit den Kita-Trägern beginnen, ist dann mit neuen Kostensätzen für alle Altergruppen zu rechnen. Auch höhere Elternbeiträge schloss Wichert nicht aus: „Für nächstes Jahr ist alles offen.“

Die Resonanz der Kita-Träger auf das Angebot war gestern gespalten. „Für die Kitas ist es anstrengend, aber es ist machbar“, erklärte Martin Schaedel von der städtischen Vereinigung der Kindertagesstätten, die die meisten Krippenplätze stellt. Zwar sei der Satz für die neuen Kinder um 30 Prozent niedriger, wenn man dies auf alle Kinder umlege, sei es dennoch möglich, „die festgelegten Mindeststandards zu halten“. Schaedel: „Wenn es auf fünf Monate befristet ist, wird es noch keine übervollen Gruppe geben.“

Als „ziemlich dramatisch“ bezeichnet dagegen Claus Reichelt vom alternativen Wohlfahrtsverband „soal“ das Angebot. Zwar sei es zu begrüßen, dass der Krippenstopp endlich aufgehoben werde. Dennoch müssten statt bisher 12 bis zu 20 Kleinkinder in eine Gruppe aufgenommen werden, da andernfalls das tarifvertraglich angestellte Fachpersonal nicht bezahlt werden könne. Da zudem die räumlichen Mindeststanddards eingehalten werden müssen, hätten kleine Kitas gar nicht den Platz, um mehr Kinder aufzunehmen. Reichelt: „Die Trägervielfalt wird damit erledigt.“

Da „soal“ nur ein Dachverband ist, bleibe es dennoch den 135 Einzelkitas überlassen, ob sie das Angebot annehmen. Noch keine einheitliche Position hatte gestern die Arbeitsgemeinschaft der übrigen Wohlfahrtverbände, die sich nach Pfingsten zur Kita-Zukunft äußern will. Allerdings erklärte ihr Geschäftsführer Michael Edele, dass man so keine Krippenkinder betreuen könne.

KAIJA KUTTER