anke verpasst? : Mehr Alltag
Die taz verfolgt „Anke Late Night“ und lässt taz-Redakteure die entscheidenden Fragen stellen. Heute: Ist sie Opfer der Medienpolitik?
Möchte man diesen Job eigentlich haben? Der neue Senderchef faselt was von „stratosphärischen Quoten“ und stellt Anke Engelke als prototypisches Versuchskaninchen für seinen Sat.1-Umbau auf. Ex-RTL-Seniorenwitzler Rudi Carrell wettet 10.000 Euro, dass sie’s nicht schafft. Und die Presse von Bild bis Süddeutsche Zeitung kommentiert hämisch die nach der Anfangseuphorie der ersten drei Sendungen auf Normalmaß rutschenden Quoten. Möchte man also nicht. Schon gar nicht, wenn – passenderweise kurz nach der Schöfferhofer-Reklame – auch noch für Tena-Pants Inkontinenzslips geworben wird. Doch Anke Engelke verweigert sich konsequent aller medienpolitischen Instrumentalisierung. Ladykrachert weiter – und mal ehrlich: Das mit der Rückrufaktion für Tuareg und Chayenne war doch mitten aus dem Leben. Wenn sie sich jetzt noch genauso konsequent der großen Politik und ihren Behelfswitzen („Gesichtstransplantationen, dass muss man sich mal merkeln“) verweigert und weiter auf den menschelnden Alltag setzt, wird alles gutsaukomisch. Nun gehört zur Medienpolitik, zur Late Night auch die Gäste-Promo. Da sieht’s duster aus. Oder wie sagte Xavier Naidoo? „Dem Sog Mannheims kann man sich schlecht entziehen.“ STEFFEN GRIMBERG