: „Der OSP ist eine dopingfreie Einrichtung“
Für den Olympiastützpunkt (OSP) Berlin steht in diesem Jahr die Leichtathletik-WM im Mittelpunkt, erklärt der neue Leiter Harry Bähr. Kritik, dass deutsche Sportler der Weltspitze hinterherhinken, weil sie nicht dopen, weist er zurück
HARRY BÄHR, 47, ist seit Jahresbeginn neuer Leiter des Olympiastützpunktes (OSP) Berlin. Der Trainingswissenschaftler hatte sich gegen rund dreißig Bewerber durchgesetzt und trat die Nachfolge von Jochen Zinner an, der in den Ruhestand ging.
taz: Herr Bähr, Der OSP Berlin gilt als der renommierteste und größte der zwanzig Olympiastützpunkte in Deutschland. Das bedeutet viel Arbeit. Wie verstehen Sie Ihre Rolle?
Harry Bähr: Als ein Manager, der einen Jahresetat von rund 4 Millionen Euro zu steuern hat und dazu 35 Verwaltungsmitarbeiter und 19 fest angestellte Trainer, die Athleten aus ganz Deutschland betreuen. Da bleibt für die praktische Arbeit mit den Athleten und Trainern sicher nicht mehr allzu viel Zeit. Ich hoffe dennoch, dass ich den Kontakt zur Praxis nicht verliere.
Stehen Sie mit den anderen Olympiastützpunkten im Wettbewerb um die Sportler?
Es gibt sicher eine Konkurrenzsituation, und jeder OSP muss sehen, dass er mit einer ordentlichen Leistung an die Sportler rankommt. Aber wir haben es in Deutschland mittlerweile geschafft, dass sich alle OSPs als gleichwertige Bestandteile des Systems Deutscher Spitzensport sehen und auch gemeinsam daran arbeiten. Wenn sich zum Beispiel Turner, die im OSP Stuttgart trainieren, verletzen, werden sie zu uns in die Rehabilitation geschickt. Auf diesem Gebiet haben wir in Berlin einfach die besseren Möglichkeiten. Das ist echte, sinnvolle Kooperation.
Was macht die Stärke des OSP Berlin aus?
Der OSP Berlin ist in Sachen sportlicher Infrastruktur und Trainingsdiagnostik sicher top in Deutschland. Da lässt sich kaum noch etwas verbessern. Enger wird es, wenn es um die sogenannten weichen Faktoren geht. Zum Beispiel haben viele Sportler ganz individuelle Wünsche an einen Lehrgang oder in Sachen Verpflegung. Das kostet aber extra Geld. Wir bemühen uns dann um eine Finanzierung. Das ist nicht immer leicht, und daran müssen wir arbeiten.
In diesem Jahr wird der Schwerpunkt Ihrer Arbeit sicher die Leichtathletik-WM im August in Berlin sein.
Eindeutig! Die Leichtathletik war ja schon immer eine Schwerpunktsportart an unserem Olympiastützpunkt. Für Hochsprung und Hürdensprint sind wir das Zentrum. In diesem Jahr gibt es zusätzlich noch eine herausragende Betreuungsleistung für neun Berliner Athleten, die sich bei uns ganz intensiv auf die WM vorbereiten.
Die deutsche Leichtathletik steckt gerade jetzt kurz vor der WM in einer echten sportlichen Krise. Manche sagen, weil unsere Sportler sich nicht dopen, liefen sie der Weltspitze hinterher. Wie stehen Sie dazu?
Wir haben eine klare Position, die in den Mitarbeiterverträgen fixiert ist. Der OSP Berlin ist eine dopingfreie Einrichtung. Wir handeln dementsprechend arbeitsrechtlich konsequent, wenn Mitarbeiter dagegen verstoßen. Wenn sich ein Verdacht bestätigt, gab und gibt es zum Beispiel Beurlaubungen. Wir versuchen den Athleten immer wieder Dopingalternativen aufzuzeigen. Unsere Ärzte bieten eine Anti-Doping-Beratung an, und unsere Trainingsempfehlungen sind auf einen dopingfreien Sport, auf legale Trainings- und Wettkampfmethoden ausgerichtet.
Was passiert aber, wenn ein Athlet wie der Berliner Diskuswerfer Robert Harting mit seinem dopingbelasteten Trainer Goldmann bei Ihnen auftaucht?
Werner Goldmann ist oder war beim Deutschen Leichtathletik-Verband als Trainer angestellt und nicht bei uns. So können wir arbeitsrechtlich nichts unternehmen. Aber wir würden uns im Fall des Falles mit Herrn Harting zusammensetzen und die Trainerproblematik ansprechen. Und sicher würden wir auch sagen, dass es in dieser Konstellation so bei uns nicht geht.
Haben Sie mit Herrn Harting, der ja am OSP Berlin trainiert, schon gesprochen?
Bisher war das nicht nötig. Robert Harting hat zwar gerade seine Rehabilitation bei uns abgeschlossen. Aber da war er allein, ohne seinen Trainer. INTERVIEW: TORSTEN HASELBAUER