: Kritik an US-Folter
EU-Lateinamerika-Gipfel kritisiert Misshandlungen im US-Gewahrsam. Doch Handelsgespräche dominieren
GUADALAJARA dpa/afp ■ Die Europäische Union und der südamerikanische Handelsblock Mercosur wollen bis Oktober die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen abschließen. Das vereinbarten Vertreter beider Seiten am Donnerstag vor Beginn des dritten EU-Lateinamerika-Gipfels in der nordmexikanischen Industriestadt Guadalajara. Der Gipfel mit 58 Teilnehmerländern aus beiden Kontinenten sollte am gestrigen Nachmittag eröffnet werden.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz waren die EU-Kommissare Pascal Lamy (Handel) und Franz Fischler (Agrar) sowie Brasiliens Außenminister Celso Amorim und Argentiniens Wirtschaftsminister Roberto Lavagna optimistisch hinsichtlich des baldigen Abschlusses eines Handelsabkommens. Zum Mercosur gehören Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Bolivien und Chile sind assoziiert. Die Verhandlungen mit der EU laufen bereits seit vier Jahren.
Um den Entwurf der Gipfelerklärung wurde noch heftig gerungen. Europäer und Lateinamerikaner wollen sich für eine Stärkung der Vereinten Nationen aussprechen. Der Gipfel wird voraussichtlich auch die Misshandlung irakischer Kriegsgefangener verurteilen, ohne dabei wie von Kuba gewünscht die USA ausdrücklich zu erwähnen. Außerdem sollte das Problem der Auslandsverschuldung angesprochen werden.
Amnesty international forderte die EU auf, beim Gipfel das Thema Menschenrechte zur Sprache zu bringen. In mehreren lateinamerikanischen Ländern gebe es andauernde Menschenrechtsverletzungen. So sei die Lage im Gastgeberland Mexiko bedenklich.
Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten wurden am Rande des Gipfels sieben Menschen leicht verletzt. Die Rangeleien begannen, als Polizisten die Gipfelgegner aus einem Park nahe des Konferenzzentrums vertreiben wollten.
Mexiko und Kuba hatten sich am Donnerstag geeinigt, ihre Beziehungen wieder zu normalisieren. Mexikos Außenminister Luis Ernesto Derbez teilte nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Felipe Pérez Roque in Guadalajara mit, dass die Botschafter beider Länder in Kürze an ihre Plätze zurückkehren würden. Mexiko hatte Anfang Mai seine Botschafterin aus Havanna zurückgerufen und Kubas Botschafter ausgewiesen, nachdem sich der kubanische Staats- und Parteichef Fidel Castro abfällig über Mexiko geäußert hatte. Hintergrund war Mexikos Kritik an der Menschenrechtssituation auf Kuba. Castro sagte seine Teilnahme am jetzigen Gipfel ab.