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Archiv-Artikel

Ein wichtiger Schritt aus der Isolation

Ludmilla Epp ist eine Einzelperson, deren Projekt vom LOS-Programm unterstützt wird. Ihre Selbsthilfegruppe in Porz-Finkenberg gibt Immigrantinnen neues Selbstvertrauen

Porz taz ■ Am meisten Angst hat sie davor, dass im Juli die Hoffnungslosigkeit zurückkehrt. „Dass wieder alles kaputt ist, alles depressiv, alles unglücklich.“ Ludmilla Epp hat für einige Monate ein wenig Mut in die trostlose Hochhaussiedlung Finkenbergs gebracht. Sie hat russische und deutsche Menschen zusammen gebracht, Menschen, die gut ausgebildet sind, deren Perspektiven im Laufe der Jahre aber irgendwo verloren gegangen sind. Ihnen gibt die quirlige Russin in einer „Selbsthilfegruppe für Lebensaktivität“ neues Selbstvertrauen und Spaß am Leben.

„Das hier tut uns sehr gut. Es ist eine Ablenkung, die psychisch sehr wichtig für uns ist“, sagt Christa Linke, die in der Finkenberger Selbsthilfegruppe mitmacht. Sie sei beauftragt, das zu sagen, weil die anderen nicht so gut deutsch können. Alle seien sich aber einig, dass Ludmillas Epps Kurse bestehen bleiben müssen. Auch wenn in diesem Sommer neu über das LOS-Programm und die Projekte, die unterstützt werden sollen, entschieden wird. Auch wenn es Anbieter gibt, deren Deutschkenntnisse besser sind als Ludmillas, die ihre Projekte deshalb besser anpreisen können.

Die Ingenieurin aus Russland, die seit drei Jahren in Köln lebt, bietet ein Rundumprogramm an, das Körper und Seele wieder ins Lot bringen soll. Sie organisiert Tanztherapie, Gymnastik, Gesprächstherapie und Saunaabende. Lilli Barkun kommt regelmäßig zur Gymnastik und in die Gesprächstherapie. „Die ist auf russisch, das verstehe ich besser als deutsch. Ich war bis vor kurzem ganz krank, aber jetzt geht es mir schon besser“, sagt die 58-Jährige und lächelt.

Ludmilla Epp ist eine der wenigen Einzelpersonen, deren Projekt vom LOS-Programm unterstützt werden. Vor allem in Finkenberg gebe es viele Akademikerinnen und Akademiker aus den GUS-Staaten, die wegen fehlender Sprachkenntnisse keine adäquate Arbeit finden könnten. „Die ziehen sich dann zurück, sind quasi nicht mehr ansprechbar“, erklärt Lothar Kossack von der vom Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln eingerichteten Koordinierungsstelle für den Stadtteil Porz-Finkenberg. Ludmilla Epp soll diesen Rückzug aufhalten, die Menschen durch Programme, die das Selbstbewusstsein stärken, aus ihrer Isolation heraus holen.

Zum Teil hat sie das schon geschafft. „Die Leute kommen wieder raus, treffen sich, der Sport und die Gemeinschaft geben uns Selbstbewusstsein“, sagt Nelli Lange, die in Christa Linke schon nach ein paar Wochen eine Freundin gefunden hat. Ludmilla Epp ist zufrieden mit ihrer Arbeit. Und sie hat Angst. Angst, dass sie im Sommer zu ihren Teilnehmern sagen muss: „Das Projekt wird leider nicht weiter finanziert. Ihr müsst euch von nun an wieder selbst helfen.“ Claudia Lehnen