: Wer ist al-Jawar?
BAGDAD/BERLIN dpa/taz ■ Der künftige irakische Präsident Scheich Ghasi Adschil al-Jawar (46) ist Sunnit und einer der wichtigsten Führer des Stammes der al-Schammar, dem auch Schiiten angehören. Der Ingenieur, der in den USA studiert hat, lebte 15 Jahre lang als Geschäftsmann in Saudi-Arabien und kehrte im vergangenen Juni in den Irak zurück.
Ghasi al-Jawar, der dem provisorischen Regierungsrat als unabhängige Persönlichkeit angehört, setzt sich für die schnelle, vollständige Übergabe der Souveränität an die Iraker ein und fordert auch die Kontrolle über die neue irakische Armee. Er kämpft gegen das Vorurteil, die sunnitische Bevölkerungsgruppe habe fast ohne Ausnahme den Expräsidenten Saddam Hussein und sein Regime gestützt.
Der Stammesscheich aus der nordirakischen Stadt Mossul hatte im vergangenen April aus Protest gegen die US-Offensive in der Aufständischen-Hochburg Falludscha mit seinem Austritt aus dem Regierungsrat gedroht. Er genießt die politische Unterstützung seines Stammes, der am Montag einen Brief an den UN-Sondergesandten Lakhdar Brahimi schickte, in dem die Stammesoberen erklärten, al-Jawar sei gut geeignet für die Position des Übergangspräsidenten.
Ghasi al-Jawar, der stets in traditioneller arabischer Kleidung auftritt, hat sich auch mehrfach kritisch über die Arbeit des Regierungsrats geäußert. „Wir haben versagt“, sagte er während der Falludscha-Krise. Nach dem Attentat auf Regierungsratspräsident Isseddin Salim Mitte Mai hatte al-Jawar vorzeitig dessen Amt übernommen.
Dem derzeitigen Entwurf für eine Irak-Resolution zufolge wird die neue Interimsregierung, die den bisherigen Regierungsrat ablöst, bis maximal 31. Januar 2005 amtieren. Dann soll sie durch eine „Übergangsregierung“ abgelöst werden.